Roser, Franz, Arzt und Politiker (1818-1906). Eigenh. Brief mit U.

Wien, 17. II. 1870.

2 SS. 8vo.

 120,00

An den Mediziner und Klimatologen Rudolph Rt. von Vivenot jun. (1833-70): "Ich kann Ihnen die angenehme Mittheilung machen, daß ich heute mit dem Minister Stremayr in einer längeren Conferenz über die Mängel des mediz[inischen] Unterrichts gesprochen habe u. ihn besonders aufmerksam machte, daß er nicht allein die Stimmen der Professoren sondern mehr die der Doktoren u. Studenten hören möge [...]".

Roser war Sekundararzt an der Prager Augenklinik, ließ sich in Braunau als Augenarzt nieder, wandte sich aber zunehmend der Wasserheilkunde zu und leitete u. a. die Wasserheilanstalt Centnerbrunn bei Neurode. Als Abgeordneter zum Landtag und später zum Reichsrat fiel er insbesondere durch Reformanträge auf, die u. a. die Abschaffung der Nachtarbeit für Frauen und Kinder, die Bekämpfung der Spiel- und Trunksucht etc. zum Gegenstand hatten. "1869 wurde er in Arbeiterversammlungen als der erste sozialdemokratische Abgeordnete in Österreich gefeiert. Obwohl er im Reichsrat zum Fortschrittsklub gehörte, blieb er in der Politik ein Außenseiter" (ÖBL IX, s. v.).

Rudolf Rt. von Vivenot jun., der älteste Sohn aus der ersten Ehe des weithin gerühmten Wiener Mediziners selben Namens (1807-84) mit Josefine Baronin Metzburg (1810-38) und Bruder des Historikers Alfred (1836-74) aus Rudolf sen. zweiter Ehe mit Antonie von Bergenthal (1820-46), zählt zu den Pionieren der "experimentell-physiologischen Richtung der Klimatologie" in Wien. "Die Folge der in [seinen] Aufsätzen mitgetheilten Untersuchungen war, daß die pneumatische Heilmethode in Deutschland vollends eingebürgert wurde, so daß sich jetzt kaum noch eine größere deutsche Stadt findet, die nicht eine pneumatische Anstalt besäße" (Annette von Vivenot: Geschichte der Familie v. Vivenot. Wien, Steyrermühl, 1902, S. 59).

Der erwähnte Karl von Stremayr (1823-1904) war in dem Jahr, aus dem unser Brief datiert, Unterrichtsminister geworden; 1889 wurde er Mitglied des österreichischen Herrenhauses, von 1891-99 war er als Erster Präsident des österreichischen Obersten Gerichtshofs tätig.

Die Recto-Seite mit knapper Bleistiftnotiz zum Verfasser von fremder Hand und mit kl. Einriß am linken Blattrand (unbedeutende Buchstabenberührung).

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