Schreker, Franz, Komponist (1878-1934). Eigenh. Postkarte mit U. und Paraphe.

Berlin-Charlottenburg, 4. VI. 1924.

1½ SS. 8vo. Mit eh. Adresse.

 450,00

An Gustav Renker "b. Hofrat Dr. Julius Bittner": "Vielen Dank für Ihre Zeilen. Mit der Schweiz wird es nichts - es ist doch gar zu teuer. Ich habe zunächst in Seis am Schlern gemietet ('Seiserhof')[,] das stellte sich für uns alle mit etwa 150 Lire pro Tag, ist also nahezu um 2/3 billiger. Dann gehen wir wahrscheinlich nach Bellagio am Comersee, falls es nicht zu heiß wird [...]".

Als "in den frühen Jahrzehnten des 20. Jh. einer der erfolgreichsten und meistaufgeführten Opernkomponisten" (DBE) wurde das Werk des lange Zeit vergessenen Komponisten erst in jüngster Zeit wiederentdeckt. In ihm spiegelt sich "wie bei kaum einem anderen Komponisten den Epochenwandel jener Jahre [...] - vom Impressionismus zum Expressionismus und zur Neuen Sachlichkeit, schließlich gab es den Einschnitt durch die nationalsozialistische Kulturpolitik" (ebd.). 1932 ging Schreker - zu dessen Schülern u. a. Ernst Krenek, Alois Hába, Grete von Zieritz, Karol Rathaus und Paul Höffer zählten - seines Postens als Direktor der Berliner Musikhochschule verlustig, im Jahr darauf wurde er auch seiner Lehrtätigkeit enthoben.

Renker war nach der Promotion Kapellmeister in Wien, Graz und Nürnberg und nahm als Kriegsfreiwilliger auf österreichischer Seite am Ersten Weltkrieg teil. In den zwanziger Jahren Journalist in Schlesien, Graz und Hamburg, ließ er sich 1931 als Schriftsteller in Langnau/Emmental nieder und war 1931-45 Chefredakteur des "Emmenthaler Blatts". Renker bereiste Europa und Nordafrika, unternahm als Bergsteiger eine Reihe von Erstbegehungen und schrieb Musikkritiken sowie Kompositionen. Bekannt wurde er vor allem durch seine vielgelesenen romantisierenden und spannenden Heimatromane, die in der österreichischen und schweizerischen Bergwelt spielen; als einer der ersten nach dem Zweiten Weltkrieg thematisierte er die umstrittene schweizerische Asylpraxis.

Der Komponist Julius Bittner (1874-1939) stand im Kontakt zum Wiener Akademischen Richard-Wagner-Verein und nahm Unterricht bei Josef Labor, Joseph Schalk und Bruno Walter. 1918 wurde er in das Kuratorium der Staatsakademie für Musik gewählt und erhielt 1925 den Kunstpreis der Stadt Wien. Sein Werk umfaßt neben Chorwerken vor allem Opern, zu denen er selbst die Libretti verfaßte. Der Walzer aus Wien, der 1930 uraufgeführt wurde und den Streit zwischen Vater und Sohn Johann Strauß zum Thema hat, war ein großer Publikumserfolg.

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