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Das Artaria-Abbey-Rothschild-Urbanski-Exemplar

Schütz, Carl u. Ziegler, Johann. Sammlung von 36 Aussichten der Residenzstadt Wien von ihren Vorstädten und einigen umliegenden Orten [...] Collection de 36 vues de la Ville de Vienne [...].

Wien, Artaria, [1779-1784].

Mit gestoch. kolor. Titel und 36 kolor. Umrißradierungen von C. Schütz und J. Ziegler. Durchwegs mit Wasserzeichen "C. J. Honig", "J. Kool" bzw. "A. Rogge". Marmorierter Lederband der Zeit auf sechs Bünden mit goldgeprägtem grünen Rückenschildchen "Vue de Vienne". Die Rückenfelder mit reicher floraler Vergoldung, die Decken von dreifachen Fileten eingefaßt. Steh- und Innenkantenvergoldung mit Punkt- bzw. Blattwerksrolle. Spiegel und Vorsätze aus Türkisch Marmor. Dreiseitiger Goldschnitt. Qu.-Imperial-Folio (550:435 mm). Lederchemise und Schuber.

Prachtexemplar der ersten Ausgabe mit allen Blättern im 1. Etat, von allergrößter Seltenheit. Kein vergleichbares Exemplar in österreichischen Sammlungen; das vorliegende war daher zuletzt als Leihgabe bei der großen Artaria-Ausstellung im Jahr 1981 in Wien zu sehen (s. u.). Laut Angabe des im Austellungskatalog genannten Vorbesitzers ursprünglich das Verlags- und Belegexemplar der Sammlung Artaria, danach im Besitz des wohl bedeutendsten englischen Bibliophilen des 20. Jahrhunderts, John Roland Abbey (1894-1969), sein hs. Akzessionseintrag "JA 1549 | 11.10.1937" am hinteren Vorsatz, sein gestochenes, heraldisches Exlibris mit Devise "[Deus] nobiscum quis contra" (JF Badeley sc. 1920) im vorderen Innendeckel. Über Baron Elie de Rothschild um 1960 schließlich an den Letztbesitzer Dr. Hans von Urbanski übergegangen; von dessen Erbin Felizitas Urbanski, verehelichte Gräfin von und zu Eltz, direkt erworben.

"Die ursprünglich auf 36 Blätter festgesetzte Ausgabe der ersten Serie war im April 1784 fertiggestellt [...] Dass sie als eine in sich abgeschlossene Suite gedacht war, beweist der Umstand, dass sie gleich nach Fertigstellung mit einem [...] Titelblatte [...] versehen wurde" (Schwarz, XXVIII). Umfaßt - wie bei Schwarz angegeben - alle bis dahin erschienenen Blätter in der ursprünglichen Reihenfolge und Zusammenstellung, einige noch ohne, die meisten mit der sogenannten "großen" Nummer, darunter die gesuchten Blätter von den zehn bereits 1792 abgeschliffenen Platten, die in den späteren Ausgaben durch andere Ansichten ersetzt wurden (darunter "Schottentor gegen Währingergasse", "St. Veith unweit von Wien" und "Aussicht gegen die Landstrasse" - vgl. Schwarz, XXIX bzw. 99).

Ungleich seltener als die zumeist um 1800 aus den sieben bei Schwarz (S. 99) genannten Ausgaben zusammengestellten Sammelalben, die die verschiedenen bei Artaria verlegten Folgen und Einzelblätter vereinigten. Das letzte gehandelte Exemplar dieser Alben war neben jenem der Sammlung Lill das der Fürsten Schwarzenberg (die Bll. dort durchwegs mit lavierter Umrahmung und den sogenannten "kleinen Nummern", jedoch teils noch im 1. Etat), das ebenfalls über uns im Jahr 2005 verkauft wurde. Im Handel der letzten Jahrzehnte jedenfalls kein Exemplar der ersten Ausgabe nachweisbar; bekannt ist nur, "dass die erste Ausgabe (Titel und 36 Bll.) im Jahr 1794 in der Auktion Brandes Leipzig (Nr. 4733) zu dem verhältnismässig hohen Preis von 15 Taler verkauft wurde" (Schwarz, 100).

Der Titel sowie Tafel 19, 36 und 36 jeweils mit fachmännisch geschlossenem Randeinriß. Die ersten Bll. mit leichten Knickspuren, stellenweise verso geringe Fingerfleckchen, sonst kaum fleckig und durchgehend sehr frisch. Das Kolorit ist meisterhaft ausgeführt und von außergewöhnlicher Leuchtkraft: Hunderte von feinsten Farbnuancen - etwa in den Baumalleen von Schönbrunn und dem Prater, den kostbaren Roben der flanierenden Damen oder in den rötlich zarten Wolkenformationen des Abendhimmels über den Donaulandschaften - erzeugen eine atmosphärische Dichte, die die Ansichten zu den schönsten ihrer Art werden ließ, so daß aus jeder Tafel ein kleines romantisches Meisterwerk wurde.

Literatur

Der Verlag Artaria. Veduten und Wiener Alltagsszenen. Katalog der 72. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. 28.V.1981-13.IX.1981. S. 15, D 9 (unser Exemplar; Leihgabe: Prof. Dr. Hans von Urbanski). Nebehay/Wagner 671, 1-36. Vgl. Slg. Mayer 785 (ebenfalls 36 Bll., jedoch die 3. Ausgabe v. 1794). Zu J. R. Abbey vgl. LgB² I, 3 sowie Berühmte Bibliophile im Spiegel ihrer Exlibris, Supralibros und Besitzeinträge. Katalog zur Kabinettausstellung der Bibliothek Otto Schäfer 14.X.2001-6.I.2002, S. 40f.