Das von Brunet verzeichnete Exemplar der seltenen deutschen Facetiensammlung

[Hulsbusch, Joannes]. Sylva sermonum iucundissimorum, in qua novae historiae, & exempla varia, facetiis undique referta, continentur. Omnibus itinerantibus & comessantibus cùm gratissima, tum lectu lepidissima: quorum seriem statim post prefationem ordine alphabetico, invenies.

Basel, Samuel Apiarius, 1568.

(16), 302 SS. Mit Holzschnittdruckermarke (Bär und Bienenvolk) am Titel. Marmorierter Lederband des 18. Jhs. mit Rückenschildchen und reicher -vergoldung und Deckelbordüre. Dreiseitiger Goldschnitt. 8vo.

 4.000,00

Erste und einzige Ausgabe dieser Sammlung teils recht derber Schwänke. Die Fazetie bezeichnet eine komische, zugespitzte Kurzgeschichte, auch erotischen Inhalts, und fand in Deutschland erst im Spätmittelalter Verbreitung. Hulsbuschs Anekdotensammlung enthält u. a. 10 Geschichten aus dem "Wegkürzer" des Martinus Montanus und 43 Nummern aus der "Gartengesellschaft" des Jakob Frey, die er ins Lateinische übersetzt hat. Unter den von ihm selbst verfaßten Geschichten u. a. die von einem Mädchen, das sich bei einem Festzug in Augsburg nackt am Fenster ihrer Wohnung gezeigt hat.

Vorliegendes Exemplar ist das von Brunet genannte der Bibliothek Méon; es wurde 1803 auf der gleichnamigen Auktion (Nr. 2446) verkauft und schon damals als selten bezeichnet. Auf dem Vorsatz findet sich der Kaufvermerk Méons, der das Buch 1780 für 37 Francs auf der Auktion der Bibliothek des Chévalier Lambert erworben hatte. Bei der Auktion Méon wurde das Buch an den französischen Veterinärmediziner Jean Baptiste Huzard (1755-1838) weiterverkauft, dessen Signaturstempel sich auf der Titelrückseite findet. Im 20. Jahrhundert gehörte das Exemplar dem bedeutenden französischen Schriftsteller und Erotica-Sammler Pierre Louÿs, von dessen Hand die Bleistiftnotiz auf dem vorderen fliegenden Vorsatz stammt. Vgl. hierzu Brunet III, 1639 (Kat. der Slg. Méon) und Auktionskatalog der Bibl. Pierre Louys, Bd. III, 1927, Nr. 3003 (mit Transkription der hs. Notiz im vorderen Innendeckel unseres Exemplars).

Titel mit alt hinterlegten Papierschäden am Rand (ohne Textberührung), durchgehend etwas gebräunt.

Von großer Seltenheit, kein Exemplar auf dt. Auktionen seit 1950, über OCLC nur drei Exemplare in USA nachweisbar (Stanford, Univ. Illinois und Univ. Maryland).

Literatur

VD 16, H 5864. Adams H 1149. Nicht im BM-STC German. Goedeke II, 129. Killy VIII, 275. Brunet V, 608. Graesse VI, 537.