Im Jahr der Thronbesteigung

Karl I., Kaiser von Österreich (1887-1922). Eigenh. Brief mit U. ("EZH Carl").

O. O., 10. VIII. 1916.

3 SS. auf Doppelblatt. 4to.

 3.500,00

An den namentlich nicht genannten Generaloberst Hermann Kövess von Kövessháza (1854-1924), Kommandant der 3. Armee am Balkan: "Nachdem Gen[eral] Konopicky erkrankt ist und ich mich sehr freuen würde, wenn dieser bewährte General nach seiner Genesung wieder seine Stellung bei Ihnen übernehmen würde, so möchte ich an Sie die Frage richten, ob es Ihnen nicht sympathisch wäre, wenn für diese Zwischenzeit der bisher bei mir eingestellte Obert Baron Waldstätten mit den Agenden des Generalstabschefs beim 3ten A[rmee]k[ommando] betraut würde. So schwer ich mich auch von Obert Baron Waldstätten für diese Zeit trenne, so wäre mir doch sehr daran gelegen, wenn Sie diesen Vorschlag annehmen wollten, da Oberst Waldstätten über die große Situation vollkommen orientiert und überdies in dem auch für mich so schwierigen Zusammenarbeiten mit den Deutschen versiert ist. Ich schätze den Oberst Hettl sehr hoch, besorge jedoch, daß er den Deutschen gegenüber infolge seines jungen Ranges nicht den nötigen Rückhalt besitzt, um die bewährten Anschauungen Euer Exzellenz mit dem für uns Österreicher so notwendigen Nachdruck den Deutschen gegenüber zu vertreten [...]".

Der aus Temesvár gebürtige Kövess von Kövessháza wurde 1880 Hauptmann des Generalstabs beim Generalkommando in Sarajewo und arbeitete seit 1882 im Operationsbüro des Generalstabs in Wien. Nach Truppendienst in Krakau wurde er 1896 zum Oberst befördert. Seit 1902 Generalmajor in Innsbruck, war er Divisionskommandeur und 1911 Kommandierender General in Hermannstadt. Noch im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum General. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in Ostgalizien, der Bukowina und Preußisch-Schlesien, wurde 1916 Generaloberst und wirkte 1918 als k.k. Armeeoberkommandant.

Zur Zeit der Abfassung des Briefes gerade nach Ostgalizien versetzt, gelangte Karl "zur Einsicht, daß angesichts der Erschöpfung der Armeen [...] dringend notwendig wäre, einen Kompromißfrieden zu schließen, und unterbreitete solche Vorschläge Mitte August 1916 in Wien" (Hamann, Habsburger, 227).

Auf Briefpapier mit gepr. Vignette.

Art.-Nr.: BN#15940 Schlagwort: