Braun von Braunthal, Johann Karl Rt., Schriftsteller (1802-1866). Eigenh. Brief mit U.

Wien, 8. VII. 1854.

1 S. auf Doppelblatt. 8vo. Mit eh. Adresse.

 90,00

An Johann Baron von Paumann, Bibliothekar im Ministerium des Unterrichts: "Meine Stimmung, verehrter Freund, ist seit mehre[re]n Tagen eine so tief schmerzliche, daß ich Sie bitten muß, die Zusammenkunft noch zu verschieben. Poesie erfordert freien Kopf, ruhiges Gemüth, heitere Stimmung; ein Kunstwerk zu beurtheilen - ist eine geistige Gewissenssache. Übrigens, offen gestanden, wäre es, auch abgesehen von allem andren [m]omentan mir lieber, Ihre dramatische Dichtung selbst zu lesen; denn klar, ganz klar - wird mir ein fremdes Gedicht nur, sobald ich es selbst lese: und Ihnen ist gewiß um mein offenes Urtheil zu thun [...]".

Braun von Braunthal wurde 1837 Herausgeber des "Österreichischen Musenalmanachs", zerstritt sich dann jedoch mit Anastasius Grün und ging nach Dresden, wo er 1845 Archivar des Fürsten Colloredo-Mannsfeld wurde. Seit 1850 wieder in Wien, war er bis 1855 Bibliothekar der Polizeihofstelle und widmete sich dann ausschließlich seinem literarischen Schaffen. Neben Gedichten, Dramen und gesellschaftskritischen Romanen schrieb er u. a. das Textbuch zu Conradin Kreutzers "Nachtlager von Granada" (1844); er gilt als "einer der österreichischen Weggefährten des 'Jungen Deutschland'" (DBE).

Bl. 2 mit kl. Ausschnitt durch Siegelbruch (keine Textberührung).

Art.-Nr.: BN#16872 Schlagwort: