Testament und Portrait Ferenc Nádasdys im Familienarchiv Sermage

Nádasdy, Ferenc Graf Fogáras, Oberster Kronrichter Ungarns, Buchdrucker, Historiker und Verschwörer (1625-1671). Sammlung von Familiendokumenten aus dem Besitz der Grafen Sermage von Szomszedvár, Nachkommen des ungarischen Verschwörers Ferenc Nádasdy, darunter dessen letztwillige Verfügung in einer von Maria Theresia eigenhändig vidierten Abschrift.

Verschiedene Orte, um 1660-1830.

6 kaiserliche Urkunden für Mitglieder der Familien Nádasdy und Sermage (von Franz Josef I., Franz I., Maria Theresia, Ferdinand I. und Ferdinand II.), 4 Portraitminiaturen, einige Photographien und Wappenminiaturen.

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Ferenc Nádasdy, Nachkomme des gleichnamigen "Schwarzen Ritters" (1555-1604), der sich unter Rudolf II. als General im Kampf gegen die Türken hervorgetan hatte, jedoch vor allem durch die beispiellose Grausamkeit seiner siebenbürgischen Ehefrau in die Geschichte eingangen ist (zuletzt T. Thorne: Countess Dracula. London 1998), war oberster Kronrichter Ungarns. Als einer der vier Hauptinitiatoren der sogenannten Wesselényi-Verschwörung wurde er am 30. April 1671 im Wiener Stadthaus enthauptet. In Geheimverhandlungen hatten sich die Verschwörer zuvor um die Unterstützung Frankreichs und der Türkei im Kampf gegen Kaiser Leopold I. bemüht; durch ihre Festsetzung des ungarischen Statthalters Graf Rüdiger von Starhemberg eskalierte der Konflikt schließlich. Erst Nádasdys Befreiungsversuch von der österreichischen Herrschaft und dessen Niederschlagung war ausschlaggebend für die Errichtung des absolutistischen und repressiven Habsburgerregimes in Ungarn (vgl. Encyclopaedia Britannica, s. v. "Wesselény Conspiracy").

Nádasdys beträchtliches Vermögen wurde zunächst von der Krone eingezogen, jedoch soll der Kaiser selbst dieses später einigen von dessen Söhnen zurückgegeben haben. Auch von der durch den Kaiser verfügten Änderung des Namens der Söhne ist man "abgekommen [...], denn sie bekleideten später unter ihrem wahren Namen hohe kirchliche und weltliche Würden" (Wurzbach XX, 16). Schöner Beleg für die ununterbrochene Verehrung des hingerichteten Vaters ist eine hübsche Elfenbeinminiatur von Ferenc Nádasdy, die bis ins 19. Jhs. als Erinnerungsbild innerhalb der Familie tradiert wurde, worüber das Begleitschreiben von Nádasdys Urenkelin an ihren Sohn, den Dichter und Ministerialen Karl Johann Peter Graf Sermage von Szomszedvár (1792-1851) Aufschluß gibt. Die 19seitige, für Joseph Graf Nádasdy angefertigte Urkunde in Libellform bringt den Text mehrerer die Familie betreffender Testamente und Fideikomissinstrumente und ist von Maria Theresia eigenh. beglaubigt sowie mit dem kaiserlichen Siegel versehen; die Gegenzeichnung stammt von Graf Nikolaus Palffy. Die Miniaturen der Nachkommen Nádasdys von den bekanntesten Portraitisten ihrer Zeit wie Wenzel Schránil (1821-84) und Georg Koberwein (1820-76) zeugen von der Wiedererlangung der herausragenden gesellschaftlichen Stellung dieser Familie im 19. Jahrhundert.

Detaillierte Verlistung auf Anfrage.

Literatur

Vgl. Claudia Ham, Graf Franz III. Nádasdy. Held oder Rebell (Wien 1991).

Art.-Nr.: BN#18010 Schlagwörter: , ,