Sic pagina jungit amicos

[Album amicorum]. Album amicorum des Philologen Nikolaus Weber aus Nürnberg mit 51 Eintragungen von Gelehrten, Wissenschaftlern und Künstlern der Zeit, darunter Andreas Celsius, Johann Gabriel Doppelmayr und Christoph Jacob Trew.

Nürnberg und Altdorf, 1717-1749.

179 Bll. mit 51 Eintragungen sowie eh. Besitzvermerk Webers auf Bl. 2r. Zeitgenöss. brauner Lederband mit reicher Rücken- und Deckelvergoldung, Brokatpapier-Vorsätzen und dreiseitigem Goldschnitt. Quer-8vo.

 25.000,00

Einzigartiges Gelehrten-Stammbuch des Philologen und Rektors der Nürnberger Spitalschule Nikolaus Weber (1699-1751) mit Einträgen von vorwiegend Wissenschaftlern der Universitäten Nürnberg und Altdorf. Unter den beinahe ausnahmslos biographisch nachweisbaren Beiträgern der schwedische Astronom Andreas Celsius (1701-1744), der sich unterm 22. Juli 1733 wie folgt eintrug: "Problema: Unam eandemq[ue] theologiam et religionem per universum terrarum orbem propagare. Resolutio: Doceatur ubiq[ue] gentium Philosophia certa et solida" (Übers.: Problem: Wie läßt sich auf der ganzen Welt ein- und dieselbe Theologie und Religion verbreiten? - Lösung: Indem allen Völkern überall eine feste und sichere Philosophie gelehrt wird). Celsius hatte 1732/33 im Auftrag der schwedischen Krone die wichtigsten Observatorien Europas besucht, um sich über den neuesten Stand der Astronomie zu informieren. Seine astronomische "Grand Tour" hatte ihn auch nach Nürnberg geführt, wo er drei Monate bei dem Astronomen Johann Gabriel Doppelmayr (s. u.) gewohnt und regelmäßig an den fachwissenschaftlichen Gesprächen teilgenommen hatte, die im Haus des Mediziners Christoph Jacob Trew (s. u.) stattfanden. Aus dem Jahr 1733 datiert nicht nur Celsius' Eintragung, sondern auch seine Schrift "316 Observationes de Lumine Boreali" - die erste zusammenfassende Beschreibung des Nordlichts -, die in diesem Jahr bei Endter in Nürnberg erschienen war, sowie die erste exakte geographische Breitenmessung der Stadt, die er während seines Aufenthalts vorgenommen hatte.

Celsius' Quartiergeber Johann Gabriel Doppelmayr (1677-1750), bekannt für seinen 1750 erschienenen Himmelsatlas "Atlas coelestis", verewigte sich schon viele Jahre vor Celsius, und zwar unterm 17. Juli 1717 mit einem Wort Senecas ("Animum sursum vocant initia sua", Epist. 79). Verbunden sind die zwei einander gegenüberliegenden Seiten von Celsius' und Doppelmayrs Eintrag durch die - von Weber oder Celsius stammende - Überschrift "Sic pagina jungit amicos" (So verbindet die Seite die Freunde).

Ein dritter bedeutender Eintrag stammt von dem Mediziner und Botaniker Christoph Jakob Trew (1695-1769), der ebenso wie Doppelmayr aus dem Nürnberger Raum stammte und nach seinem Medizinstudium in Altdorf eine dreijährige Studienreise durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Holland unternahm. 1720 ließ er sich als praktischer Arzt in Nürnberg nieder, wo er in den nächsten Jahrzehnten eine rege wissenschaftliche Tätigkeit auf mehreren Gebieten entfaltete und Mitglied der bedeutendsten zeitgenössischen Akademien wurde; seine mehr als 34.000 Bände umfassende Bibliothek war die größte Sammlung naturkundlicher Literatur ihrer Zeit; nicht minder bedeutsam war Trews naturwissenschaftlich ausgerichtete Autographen- und Korrespondenzsammlung, die mehr als 19.000 Briefe von Universalgelehrten von der Frühneuzeit bis zur Aufklärung (darunter Albrecht von Haller, Conrad Gesner und Lorenz Heister) enthielt. Heute wird Trew zumeist mit seinem botanischem Hauptwerk "Plantae selectae" (1750-73) in Verbindung gebracht.

Zahlreiche Einträge zeichnen sich dadurch aus, daß Weber die Todesdaten der einzelnen Beiträger, sofern sie freilich vor ihm verstarben, hinzufügte, was in einigen Fällen eine exaktere als bislang bekannte Datierung ermöglicht.

Weitere Beiträger sind u. a. Siegmund Jakob Apin (Schriftsteller, Pädagoge und Philologe, 1693-1732), Andreas Christian Eschenbach (Theologe, Diakon und Philologe, 1663-1722), Johann Wilhelm Feuerlein (evangelischer Theologe, 1689-1766), Christoph Fürer von Haimendorf (Dichter, 1663-1732), Gottfried Engelhart Geiger (Pädagoge, 1681-1748), Johann Jakob Hartmann (Theologe, 1671-1728), Georg Jeremias Hofmann (Lehrer für orientalische Sprachen und Theologe, 1670-1732), Johann David Köhler (Historiker, 1684-1755), Michael Friedrich Lochner von Hummelstein (Mediziner und Polyhistor, 1662-1720), Bernhard Walther Marperger (Theologe und lutherischer Liederdichter, 1682-1746), Jonas Meldercreutz (Mathematiker und Bibliophiler, 1713-1785), Gustav Philipp Mörl (Professor, Theologe und Bibliothekar, 1673-1750), Johann Heinrich Müller (Physiker, Astronom und Mathematiker, 1671-1731), Joachim Negelein (Theologe und Philologe, 1675-1749), Johann Heinrich Schulze (Mediziner und Philologe, 1687-1744), Christian Gottlieb Schwarz (Philologe, Historiker und Professor, 1675-1751), Gottfried Thomasius (Polyhistor und Arzt, 1660-1746), Johann Siegmund Wernberger von Wernberg (Jurist, 1678-1737), Justin Wetzel (Prediger und Professor für Geschichte und Politik, 1667-1727), Georg Karl Wölker (Jurist, 1660-1723) und Johann Wülfer (Philologe und Prof. der Kirchengeschichte, 1651-1724).

Der dekorative Einband minimal berieben, sonst prachtvoll erhaltenes Stammbuch von großem wissenschaftsgeschichtlichem Wert.

Autographen von Celsius, Trew und Doppelmayr sind von größter Seltenheit.

Detaillierte Verlistung auf Anfrage.

Art.-Nr.: BN#18569 Schlagwort: