[Löwy, Josef, Photograph (1835-1902)]. Korrespondenzarchiv. Sammlung von 98 Briefen, einer Briefkarte und 2 Visitenkarten an den Wiener Photographen und Photoverleger Josef Löwy.

Verschiedene Orte, 1870-1898.

Zusammen ca. 145 SS. auf 79 Doppelbll. und 27 Einzelbll. Visitkartenformat, (Qu.-)12mo, 8vo, (Gr.-)4to und Folio.

 7.500,00

Umfangreicher Bestand von Zuschriften einer internationalen, oft adeligen Klientel an den k. k. Hofphotographen Josef Löwy mit interessanten Details zur Leistungspalette, zu Kosten, Bestellmengen, der Art der bestellten Portraits und Sonderwünschen.

Löwys Atelier etablierte sich mit der fortschreitenden industriellen Revolution, während der Blüte der Regierung Kaiser Franz Josefs, als "die" gefragte Adresse der "High Society" der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Neben Portrait-, Kunst-, Industriephotographie und Photoreproduktion scheint das Studio auch das Segment der erotischen Lichtbilder gepflegt zu haben: So bittet etwa der britische Tierarzt William Fearnley um "very fine coloured photographs of Ladies", die er bei einem Freund gesehen habe und selbst bestellen möchte: "I would like them as [straight] as you have. Cabinet and others [...]" (22. XI. 1871). Fürst Leander Poninski dagegen wünscht einen speziellen "Uhrschlüssel", nämlich "dass wenn man durch das Loch wo kein Gläschen ist, gegen das Licht schaut die Photographie der Person sieht [...]" (1872), und Eleonore von Auersperg (1864-1920) wünscht "Butterbretter", die mit Photographien ihrer Kinder verziert werden sollen (1. II. 1892). Dokumentiert ist auch die Zusammenarbeit mit Künstlern wie dem Fachkollegen Jakub Husník: "Bitte das große Positif auf Glas von der nakten Studie mir zu überlassen, wofür ich 8 fl. beilege [...]" (18. III. 1874). Mit dem Schriftsteller und Sprachforscher Karl J. Schröer arbeitete Löwy zusammen an dessen Werk "Das Bauernhaus mit seiner Einrichtung und seinem Geräthe" (k. k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874; vgl. Brief vom 21. VIII. u. 15. IX. 1873). Die Bestellung von Photographien der Kunsthalle der Wiener Weltausstellung von Seiten des Kgl. Kabinetts in München (zwei Schriftstücke und zwei Briefe v. Juli 1873 bis Januar 1874) und des Technikers Julius A. Hülsse in Dresden (30. VII. 1872) sowie Landschafts- und Eisenbahnphotographien für verschiedene Lehranstalten als Unterrichtsmaterial zeigen die Breite der Nachfrage nach Löwys Abzügen. Aufträge der "k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus" (22. XI. 1876), des Stifts Klosterneuburg (24. und 27. X. 1872) und die Würdigungen des Engagements Löwys beim "Costumefest" der "Gesellschaft der Musikfreunde" (2. II. 1876) verorten das Atelier ebenfalls im öffentlich-gesellschaftlichen Kontext. Weniger harmonische Töne schlagen unzufriedene Kunden und Partner wie der Maler Anton Fink an, der Löwy geschäftsschädigendes Verhalten vorwirft, da Löwy nur für "angenommene Bilder" zahle: "Ebenso wie es eine Lüge war daß Ihnen das Bild des jungen Baschan als nichtangenommen zurückgeschickt wurde [...]" (26. VI. 1873).

Unter anderem birgt die Sammlung Briefe von Adressanten des europäischen und außereuropäischen Hochadels wie Simon Abaschidse, Johanna von Auersperg, Prinz Georges Bibesco, Tyra von Cumberland, Demetrius Ghika, Johannes zu Hohenlohe, Gabriele von Rohan, Coelestine von Oppolzer u. v. m. Ebenso vertreten sind Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Wissenschaft, Lehre, Politik, Militär und musealer Institutionen wie der Radierer Ferdinand Laufenberger, der Maler Karl Geiger, die Bildhauer Franz Schönthaler und Leonidas Drossis, der Pianist Johann G. Leitert, der Kartograph Heinrich Littrow, der Architekt Hermann J. Hürth, der Meteorologe Ferdinand Osnaghi, der Theologe Basil Mitrofanowich; General Ottokar Frhr. von Procházka u. v. m.

Meist mit Empfängervermerk verso. Teilweise stärker wasserfleckig, mit leichtem Tintenabklatsch, leichten Tintenwischern, stock- bzw. braunfleckig und leichten Randläsuren, insgesamt jedoch von guter Erhaltung. Detaillierte Verlistung auf Anfrage.