Hartmann, Moritz, Schriftsteller (1821-1872). Eigenh. Brief mit U.

O. O., Jom haPurim [Februar/März; Jahr unlesbar].

1 S. auf Doppelblatt. 8vo. Mit eh. Adresse (Faltbrief).

 850,00

An den Publizisten und Politiker Ignaz Kuranda (1811-84), in neuhochdeutscher Sprache, aber hebräischer Schrift:

"Reb Kurandeleben! [...] Mit größtem Vergnügen ergreife ich die Feder. Von der Sehnsucht gedrängt Ihnen die mir gestern abend vorgeschossenen Fa[h]rgroschen zu bezahlen, sehe ich mich genöthigt Sie um wenigstens zwei Thaler noch anzupumpen, sonst kann ich Ihnen wenn wir zusammenkommen nicht die Fa[h]rgroschen bezahlen. Thun Sie es also in Ihrem eigenen Interesse. Übrigens gut Purim, steigen Sie mir auf das Tintenfass. Ihr treuer Mosche Hartman".

Der 48er Revolutionär und Bekannte Heines in Paris wurde 1862 Chefredakteur der "Allgemeinen Zeitung" in Stuttgart und später Feuilletonredakteur der "Neuen Freien Presse" in Wien. Er galt als einer der radikalsten Vertreter der demokratischen Linken. Nach seiner Teilnahme an der Revolution in Wien und an der Badischen Revolution ging er noch 1848 ins Exil - erst in die Schweiz, später nach Frankreich, wo er als Journalist für die Kölnische Zeitung tätig war. 1850 bereiste er England, Irland und die Niederlande. Ab 1854 war er als Berichterstatter im Krimkrieg tätig.

Ignaz Kuranda war Gründer der liberalen Wochenschrift "Der Grenzbote" und nach langjähriger politischer Tätigkeit in Deutschland seit 1861 Mitglied des niederösterreichischen Landtags, des Reichsrats sowie zeitweise auch des Wiener Stadtrats. 1872 wurde er Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde und Vizepräsident der "Israelitischen Allianz" in Wien.

Mit Resten einer Verschlußmarke.

Art.-Nr.: BN#20160 Schlagwörter: , ,