Thomas, Ambroise, Komponist (1811-1896). Eigenh. Brief mit U.

O. O., 26. VII. 1892.

3 SS. auf Doppelblatt. Kl.-4to.

 400,00

An einen namentlich nicht genannten Präsidenten mit einem Bericht über einen unglücklichen Musiker, einen armen Teufel, der in Schwierigkeiten geraten sei. Thomas selber habe ihn vor einigen Jahren angeworben, und auch einer seiner Freunde, der Baron Perrignon, habe ihn seinerzeit empfohlen. Er sei außerdem ehemaliger Leiter der Militärkapelle gewesen: "Ce frémiot se disait ancien chef de musique de régimemt et se recommandait aussi d'un de nos confrères M. Artus [...]".

Thomas habe ihm aufgrund seines ehrenhaften Wesens helfen wollen und habe versucht, ihm Arbeit zu verschaffen und ihn auch bis vor kurzem noch aus der eigenen Tasche unterstützt. Heute habe er einen (hier nicht) beiliegenden Brief von ihm erhalten: Er sei wegen Bettelei und Hausiererei im Gefängnis: "Il a écrit aujourd'hui (je joins ici sa lettre) qu'il vient d'être arrêté et conduit au prison [...] comme mendiant à domicile [...]". Da er nicht wisse, wie er sich an den Staatsanwalt wenden solle und sein Freund Perrignon nicht in Paris sei, wende er sich nun an ihn, da er denke, zwei Zeilen aus seiner Hand würden genügen, diesem armen Mann die Freiheit wieder zu geben: "Vous jugerez, d'après sa lettre et les renseignements que je vous donne, ce qu'il convient de faire. Si cet homme est honnête, il serait bien, je crois, de le tirer d'une aussi affreuse situation. Je m'en remets à vos sentiments d'humanité et à votre prudence [...]".

Thomas war Schüler von Friedrich Kalkbrenner, Victor Dourlen, Pierre Zimmermann und Jean-François Lesueur und gewann 1832 den Prix de Rome mit der Kantate "Hermann und Ketty". Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Paris lebte er als Opernkomponist in Paris und wurde 1871 Direktor des Conservatoire. Neben neunzehn Opern, deren erfolgreichste "Hamlet" und "Mignon" waren, komponierte er ein Ballett, zwei Kantaten, ein Requiem, kammermusikalische Werke, Motetten, Kanzonen und Männerquartette.

Mit kleinen Läsuren am rechten Rand.

In altem Sammlungsumschlag.

Art.-Nr.: BN#20723 Schlagwort: