[VERKAUFT]

Dieses Stück ist bereits verkauft. Am Ankauf eines gleichwertigen Exemplars bzw. von Stücken ähnlicher Bedeutung sind wir immer interessiert.

Anfrage

Kepler, Johannes, Astronom, Mathematiker und Physiker (1571-1630). Brief mit eigenh. U. (Bittschrift an Kaiser Rudolf II.).

O. O. u. D. (wohl Prag, 22.12.1604).

3 SS. Rückseitig Adresse und Absenderrubrum ("Johann Kepplern Mathematici gehorsamistes supplicium [...] Periculum in mora"). Kleiner Fleck. 4to.

Bedeutendes und bisher unbekanntes Schreiben des großen Astronomen über seine einzige Erfindung, die später sogenannte und bis heute stetig in Verwendung befindliche Zahnradpumpe, eine maschinelle Vorrichtung zur Förderung von Flüssigkeiten. Zur Zahnradpumpe vgl. besonders Frank D. Prager, "Kepler als Pneumatiker und Erfinder der Zahnrad-Pumpe", in: Blätter für Technikgeschichte 28, 1966, S. 121-137. Über die grundlegenden Ausführungen von Prager hinaus gibt das hier vorliegende Bittgesuch an Kaiser Rudolf II. nähere Aufschlüsse über Genese, Finanzierung und praktische Herstellung der Erfindung und stellt gleichzeitig ein frühes Dokument zu Fragen von Patentschutz und Wahrung geistigen Eigentums dar: “[...] E[uer] kay[serlichen] M[ajestä]t bericht Ich gehorsamst, das an heutt Gebhard Rösch ein Bergman am Brockensperg wonhafft, mir angezeigt, das einer seiner Berghairer, Namens Christoff Stampffer, newlicher Zeitt, als er in der Pleystatt [Bleistadt im Erzgebirge, Olovi in Tschechien] gewest, alda bey einem Veitt Richter ein kunstliches Waßerwerkh gesehen, wölliches durch ein schlechtes Umbtreiben, das Waßer in alle höch spritze, das er sich dessen verwundert: Und habe Er Gebhard Rösch, aus allem des Stampffers anzeigen so vil abnemen khönden, das solliches ein Model sein werde, von dem jenigen Waßerwerckh, wölliches Er vor zwey und dreyen Jahren bey mir in Holtz gesehen und an ietzo Jost Byrgius, auß meinem angeben, für E[uer] kay[serliche] M[ajestä]t in Meßing nachgemacht. Sey darneben ermeltem Stampffern auch dieses angezeigt worden, das sollich Werck von Augspurg khomme, und diser Wercke noch zwey aldar verfertigt worden, eins für den Hörzogen von Würtemberg, das ander für den Hörzogen von Braunschweig. Wan dan ich vor 2 Jahren mit Hans Millern Brunnenmeistern von Augspurg, wegen Verfertigung dises Models, ein Verschreibung aufgericht, und ime meines und des wolgeborenen Herrn Ludwig Freyhern von Dietrichstein etc. geltes, 27 gulden auf die Hand geben, Er aber zuwider seiner lautteren Verschreibung, mir weder gelt noch Kunst zugestellt [...] Dem nach mach Ich mir gentzlich die rechnung, obvermelter Hans Miller werde ich also, durch disen langen aufzug, abzumüeden gedacht, und demnach Er mich nunmehr vermeint, der verlohrnen Sachen vergeßen haben, sich entlich zu seinem unrechtmeßigen gewin, und meiner beraubung, durch sich oder andere, umb diese meine, von allen Verstendigen für höchst nützlich gehaltene Invention, auf ein neues angenommen, und dieselbige, ohn mein bewilligung, seiner glegenheitt nach verhandelt haben. Diß im grund zuerkundigen, weil Ich nun uber das sibende Jahr mit disem Waßerwerkh umbgangen, und darmit vil zeitt mühe arbeitt und uncosten zugebracht [...]". Im weiteren bittet Kepler den Kaiser, die Fremdnutzung der genannten Maschine "in Böhmen zu unterbinden".

Beilage: Rudolf II., Kaiser (1576-1612). Schreiben mit eh. U. Prag, 31. 12. 1604. 1½ SS. Mit papiergedecktem Siegel. Unbedeutende Läsuren. 4to. An den Hauptmann von St. Joachimsthal (dem auch Bleistadt unterstand) in der gleichen Angelegenheit, mit dem Befehl, das von dem genannten Veit Richter in den Bergwerken von Bleistadt genützte "Kunstwerk" zu besichtigen und - sollte es sich tatsächlich um ein Plagiat handeln - dieses zu beschlagnahmen.

Autographen Keplers sind von größter Seltenheit.