[Historistischer Prachteinband - Widholz, Laurenz]. Glückwunschadresse des Gehilfenausschusses der Tischler Wiens für Laurenz Widholz.

Wien, 8. I. 1911.

14 schwere Doppelkartons mit Goldschnitt, unter Gold-Passepartoutschnitt 27 Originalphotographien (Albuminabzüge, zumeist ca. 185:280 mm). Langgenarbter sämischfarbener Lederband der Zeit mit durchbrochenen Metall- und Emailapplikationen in blau, grün und gold, reicher Deckel- und Rückenvergoldung sowie Innenkantenvergoldung; die große mittige Applikation am Vorderdeckel mit Monogramm "LW"; Hinterdeckel mit goldgepr. Fileten und vier Buckeln. Moiréeseiden-Spiegel und -Vorsatzkartons. Dreiseitiger Goldschnitt. Quer-Folio (ca. 470:344:75 mm).

 3.500,00

Prächtiges, tadellos erhaltenes Gratulationsalbum, von seinen Mitarbeitern gewidmet dem Tischler und sozialdemokratischen Politiker Laurenz Widholz (1861-1926) "zur Erinnerung anläßlich Deiner 20jährigen Funktionsdauer als Gehilfenobmann und Tätigkeit in der freien Organisation" (so der kalligraphische Titel in schwarz, rot und gold). Die Photographien (mit typographischer Beschriftung) zeigen neben dem Jubilar den Gehilfenausschuß der Tischler Wiens sowie die Agitations-Comites der einzelnen Wiener Bezirke bzw. der Maschinenarbeiter, der Bauanschläger, der Kistentischler und des Gesangsvereins der Tischler.

Laurenz Widholz, Wegbereiter der Arbeiterversicherung, Obmann der Gebietskrankenkasse der Tischler und des Verbandes der Genossenschaftlichen Krankenkassen Niederösterreichs, erlangte 1907 in Simmering das erste sozialdemokratische Direktmandat zum Reichsrat, dem er bis zum Ende der Monarchie angehörte. Bis zu seinem Tod gehörte Widholz dem österreichischen Nationalrat an und fungierte darüber hinaus 1919/1920 als Landeshauptmannstellvertreter von Niederösterreich. Im Wiener Bezirk Simmering erinnern an ihn die Widholzgasse und die in den Februarkämpfen 1934 schwer beschädigte Wohnhausanlage "Widholzhof". Die vorliegende Glückwunschadresse stellt somit ein interessantes Dokument zur Geschichte des Sozialismus in Österreich dar.

Aus der 1841 gegründeten Wiener Buchbinderei und Ledergalanteriewaren-Fabrik F. W. Papke am Mozartplatz im 4. Bezirk. Noch 1914 führt Lehmanns Adreßbuch den Eintrag: "Papke F. W.

Buchbinderei und Musterkarten Fabrikation Specialität: Feine Liebhaber-Einbände, sowie künstlerisch vollendete Bucheinbände, Überreichungs-Adressen, Albums Portemonnaie-Kalender, Poesiebücher, Schreibmappen-Fabrikation. Permanente Ausstellung in den Salons im I. und II. Stock".