[Mundartdichtung]. Eigenh. Ms. mit U. ("Travnicek"), betitelt "Buch und Mensch. Eine Parallele für Literatur[-] und Menschenfreunde / Der Wiener Kirchenbesuch (von einem Steirer erzählt) / Vorträge über Numismatik / Was ist des Deutschen Augenblick?"

O. O. u. D. [wohl Wien], [um 1880].

29 SS. Gr.-8vo. Fadengeheftet.

 58,00

"Buch und Mensch", eine philosophierende Betrachtung über die Affinität der Gegensätze Schrift und Rede, gedrucktes und gelebtes Leben, stellt auf heiter-intelligente Art Berührungspunkten nach und verfolgt sie in mannigfachen Variationen: "Das Gift der Rede wirkt rapid aber individuell; das Gift des Buches schleichend; aber durch alle Schichten einer Nation! Denn böse Menschen flieht man; bösen Büchern stellt man nach [...] Warum läßt denn ein Autor sein Buch oder ein Vater sein Kind anonym in die Welt gehen? - Weil er sich seines Werkes schämt. Diese Schande ist gegründet; Findlinge und anonyme Bücher sind gewöhnlich nur die Erstlingsfrüchte der Flitterwochen, sowo[h]l in der Liebe als in der Poesie [...] Gute Lecture und wahre Freundschaft ist ein synonymer Wortschmelz [...] Bücher und Frauen, namentlich Almanache und Witwen[,] möchten so gern ihren Jahrgang verleugnen - stünde er nicht auf der Stirne gedruckt [...]. "Der Wiener Kirchenbesuch" ist ein 84zeiliges, in Mundart über die Unsitten der Kirchenbesucher grantelndes Gedicht, das zu dem Resümee gelangt: "So schliaf'n z'Wean in d'Kircha / Acht Tausend Köpf und a no mehr, / Do waun man d'Herzen sucht da / find ma alle Kirchn leer". "Vorträge über Numismatik" ist eine bunte Meditation über die Währung im Allgemeinen und die österreichische im Besonderen; "Was ist des Deutschen Augenblick?" schließlich ist ein 96zeiliges Gedicht über verschiedener Menschen Verhältnis zur Zeit.

Umschlag etwas angestaubt und fleckig.

Art.-Nr.: BN#2309 Schlagwort: