Colonne, Édouard, Dirigent (1838-1910). Eigenh. Brief mit U. („Ed. Colonne“).

Paris, 4. XI. 1881.

3 SS. auf Doppelblatt. Kl.-8vo.

 250,00

An den Musikologen und Komponisten Julien Tiersot (1857–1936), dem er gesteht, daß er vor den Schwierigkeiten, die der Text des Meisters (wohl Berlioz’ „Lélio“, von dem er später spricht) bietet, einen Rückzieher gemacht habe. Aus dem mitgeschickten Programm könne er aber ersehen, wie er mit der Hilfe eines Gleichgesinnten in Sachen Berlioz, Léon Kerst, versucht habe, die Schwierigkeiten zu umgehen. Sollte das Werk Erfolg haben, werde er sich an dem Gedicht versuchen und die Abschnitte so wählen, wie er es in seinem Brief vorschlage: „Je suis heureux d’avoir en vous un passionant de notre Berlioz. Il est vrai, j’ai reculé devant les impossibilités du texte du maître […] Vous verrez […] comment avec l’aide d’un de nos frères en Berlioz, Léon Kerst, j’ai essayé de tourner la difficulté. Si l’œvre a du succès, comme je l’espère, peut-être tenterai-je le poëme avec des coupures dans le sens iniqué dans votre lettre. A ce sujet et puisque vous connaissez bien Lélio à fond, faites-moi donc l’amitié de m’indiquer les coupures comme vous les entendez [...]“. – Édouard Colonne war erster Violinist des Orchesters der Opéra de Paris und gründete 1873 das „Concert National“, woraus 1874 die „Association artistique“ wurde, deren Konzerte zunächst im Théâtre de l’Odéon, später im Châtelet stattfanden. „Insgesamt brachte Colonne einige tausend Werke von fast zweihundert Komponisten zur Aufführung. Sein Name bleibt vor allem eng verbunden mit der wahrhaft großartigen Interpretation der Werke von Hector Berlioz. Diese, die zu Lebzeiten des Komponisten vom Publikum oft abgelehnt wurden, fanden in Colonne einen begeisterten und fähigen Dirigenten, der ihnen zu dauerhaftem Erfolg verhalf“ (MGG XV, 1553). Zu den zahlreichen französischen Komponisten, die ihm viel verdanken, gehören u. a. Camille Saint-Saëns, Jules Massenet, Gabriel Fauré, Vincent d’Indy, Marc-Antoine Charpentier, Claude Debussy, Maurice Ravel, Charles-Marie Widor, Paul Dukas und Emmanuel Chabrier. „Daneben wurden in Vergessenheit geratene Werke wie ‚Fausts Verdammnis’ von Hector Berlioz wiederentdeckt, auch die Werke ausländischer zeitgenössischer Komponisten wie Richard Wagner und Richard Strauss kamen auf den Spielplan. Das Orchester lud große Dirigenten wie Felix Mottl und Felix Weingartner ein, und Komponisten wie Gustav Mahler, Peter Tschaikowski, Claude Debussy, Edvard Grieg, Richard Strauss und Sergei Prokofjew kamen, um ihre Werke aufzuführen“ (Wikipedia, Abfrage v. 5. X. 2008). – Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf der „Association artistique“; ohne das erwähnte Programm.

Art.-Nr.: BN#23106 Schlagwort: