Klabund (d. i. Alfred Henschke), Schriftsteller (1890-1928). "Weibertreu. Eine indische Anekdote, erzählt von Klabund". Eigenh. Manuskript mit Namenszug im Titel.

O. O. u. D.

4 SS. auf 4 Bll. Gr.-4to. Mit eh. adr. Kuvert.

 2.500,00

"Meine Damen! Ich hoffe, daß Sie mir die folgende kleine Geschichte nicht übelnehmen werden; denn sie ist ziemlich leichtfertig. Aber ich möchte Ihnen zur Beruhigung mitteilen, daß sie sich im fernen Indien zugetragen hat, und daß in Europa derartige Frauen nicht vorzukommen pflegen. In Europa gilt, wie bekannt, die Ehe als Sakrament, und noch niemals hat in Europa eine Frau ihrem Gatten die Ehe gebrochen. Es war einmal ein Herr, namens Viradhara, und eine Dame, namens Kamadamini. Letztere war ein junges, zartes und fröhliches Geschöpf, während ihr Gatte Viradhara bereits jenes Alter erreicht hatte, von dem es im indischen Sprichwort heißt: ein alter Esel zieht nicht mehr am Korbwagen. Kamadamini fand nun, daß es noch genug junge Esel gäbe, die ihren kleinen Korbwagen gerne ziehen möchten, sofern sie sie nur einspanne. Solches tat Kamadamini und geriet in einen Ruf, der selbst bis zu ihrem alten Gatten drang [...]".

Die Erzählung wurde erstmals und mit zahlreichen Abweichungen abgedruckt in "Kunterbuntergang des Abendlandes", 1922 im Münchner Roland Verlag erschienen (SS. 143-148), an dessen Inhaber Albert Mundt das Kuvert auch adressiert ist.

Die Recto-Seite von Bl. 1 mit einer zeitgenöss. Bleistiftnotiz von fremder Hand; papierbedingt stärker gebräunt und mit kleinen Randläsuren.

Art.-Nr.: BN#23165 Schlagwort: