Eigenh. Brief mit U. ("GABürger").
2¼ SS. auf Doppelblatt. 4to.
€ 4.500,00
An eine "wohlgeborne, hochzuverehrende Frau Professorin", d. i. Dorothea Friderika Baldinger (1739-86), die Gattin des Mediziners Ernst Gottfried Baldinger: "Gott gebe, daß die Gedichte des Herrn Landsmanns mir nur den zwanzigsten Theil der Freude machen, die mir der allerliebste Brief seiner Fürsprecherin gemacht hat. Denn, auf meine Ehre! noch hat michs gegrauet, sie zu lesen, weil ich gleich mit halbem Blick den Vogel an der Feder erkannt habe. Kaum konnte ich mich des lauten Lachens über dies Moyen de parvenir enthalten. Seit verschiedenen Jahren unsrer, wolle Gott glorreichen! Almanachsregierung hat dieser nemliche Ehrenmann mein Düngermagazin gerade zu zu finden finden gewust, und dasselbe sehr fleißig mit Beiträgen (unter andern auch einmal mit einem überaus traurigen Lustspiel, wobei einem das Lachen ziemlich theuer wurde) bereichert. Inmittelst sollen und müssen die jezigen Kindlein auf alle Fälle in den himmlischen Almanachsfreudensaal eingelaßen werden. Ob sie aber nicht erst vor der Thür das Schicksal treffen werde, welches den Sieur Asmus am Hofe zu Japan bedrohte, das ist eine andre Frage. Denn alles, alles! was von der Art zu unserm Throne gegangen, gehüpft, geschlichen, geflattert, geflogen, geschwebet, geschwungen, gekrochen, gehinkt, gestolpert, gereverenzt, gekrazfußt und Gott weiß alle wie? gekapriolirt kommt, ist der Gefahr ausgesezt, daß ihm troz der schönen rothen Asmus- oder gelben Wertherwesten, womit sichs als vermeinter Hoftracht ausstaffirt hat, der darunter verheimlichte Bauch aufgeschnitten, das verdorbene Eingeweide herausgehaspelt und dafür wieder hineingestopft werde, was sich eignet und gebüret, ohne auf das laute Cetermordio, das sich oft um dieser Operation willen erhebt, zu achten [...]". Wir danken Prof. Dr. Ulrich Joost für Hinweise zur Transkription.
Stärker fleckig und gebräunt und mit einigen alt hinterlegten Papierdurchbrüchen am oberen Rand.
Gekürzter, ungenauer Erstdruck in: W. G. Beckers Taschebuch zum geselligen Vergnügen. Hrsg. v. Friedrich Kind. Auf das Jahr 1825. Leipzig, Georg Joachim Göschen (1824), S. 389-391.