Eigenh. Brief mit U. ("Tilgner").
1½ SS. auf Doppelblatt. Gr.-8vo.
€ 120,00
An einen namentlich nicht genannten Baron, wohl der Schriftsteller Friedrich Halm (geb. Eligius Franz Joseph Freiherr von Münch-Bellinghausen), der von 1869 bis 1871 als Generalintendant die beiden Wiener Hoftheater geleitet hat: "Ist es nicht möglich für heute 'Götz' einen Parquetsitz für meine Frau durch Ihre gütige Vermittlung zu erhalten. Ich habe gestern meinen Diener zur Casse geschickt wo man ihn nach 1½ Stunden ohne Billet fortgeschickt [...]".
Der in Preßburg geborene Künstler studierte an der Wiener Kunstakademie unter Franz Bauer und Josef Gasser. In seinem Frühwerk von französischen Vorbildern beeinflußt, erlangte Tilgner erste Anerkennung durch die im barocken Stil gehaltene Büste der Schauspielerin Charlotte Wolter, die ihm auf der Wiener Weltausstellung 1873 eine Goldmedaille einbrachte. Die Bauplastiken für die Hofmuseen, das Burgtheater, die Neue Hofburg und die Hermesvilla sowie mehrere Brunnenanlagen (u. a. Tilgner-Brunnen im Volksgarten, 1875-77), Denkmäler (u. a. Werndl-Denkmal in Steyr, 1894) und Grabmonumente ließen ihn zum "Hauptvertreter des Neubarock innerhalb der Wiener Ringstraßenplastik" (DBE) werden. Als Portraitist schuf er nebenher zahlreiche kolorierte und lackierte Bildnisbüsten prominenter Zeitgenossen wie Kaiserin Elisabeth, Heinrich Laube und Franz Grillparzer. Das wohl bekannteste Werk des Künstlers, der 1888 Ehrenmitglied der Wiener Kunstakademie wurde, ist das ursprünglich für den Platz vor der Albertina geschaffene Denkmal Wolfgang Amadeus Mozarts (1896).