Höß, Rudolf, Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz (1900-1947). Alpenlandschaft mit Hütte.

O. O., 1923.

Aquarellierte blaue Schreibtusche auf Konstruktionszeichenkarton. 360:235 mm. Unten rechts signiert und datiert "R. Höss. 1923."

 3.500,00

Mit feiner Schreibfeder ausgeführte, nicht ungeschickte Tintenzeichnung einer von kahlen Bäumen umstandenen einsamen Holzhütte am tief verschneiten Hang, im Hintergrund Berge. Einzig die Hütte und der Zaun sind in hellbrauner Farbe ankoloriert, die übrige Schneelandschaft ist anscheinend mit der unterschiedlich verdünnten blauen Schreibtinte laviert; der Himmel mit stark verdünntem Braun minimal angetönt. Auf der Rückseite beschnittene Reste einer kolorierten geologischen Querschnittszeichnung aus der Baustoffindustrie.

Wohl einziges bekanntes Dokument einer künstlerischen Neigung des Kommandanten von Auschwitz, zu dessen Charakterzügen zwar eine kleinbürgerliche Naturverbundenheit (vgl. Martin Broszat, Kommandant in Auschwitz, S. 19) gezählt wird, wie sie aus dem vorliegenden Blatt leicht herausgelesen werden kann, dessen bekannte Gefühlsarmut und nicht zuletzt seine Betätigung im Freikorps und Beteiligung am Fememord an Walter Kadow 1923 aber kaum den Künstlerdilettanten vermuten lassen dürften. Wegen letzteren Verbrechens wurde Höß noch 1923 verhaftet und 1924 zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt (1928 amnestiert). Möglicherweise ist die Zeichnung während der Mußestunden der Untersuchungshaft entstanden.

Einige kleine Druckstellen; insgesamt wohlerhalten. Erworben von den Nachfahren der Familie des Infanteriegenerals und Eichenlaubträgers Karl Eibl (1891-1943).

Art.-Nr.: BN#27898 Schlagwort: