Gothic binding

Martinus Polonus. Sermones de tempore et de sanctis cum promptuario exemplorum.

Straßburg, [Georg Husner], 1484.

255 nn. Bll. (d. l. w.). Gotische Type, 2 Spp., 46 Zln. Durchgehend rubriziert. Mit rot und orange eingemalter Titelbordüre, großer mehrfarbig eingemalter Initiale "S" mit in den Rand auslaufendem Blüten- und Rankenwerk zu Textbeginn, hübscher Einfassung des Kolophons in rot und zahlreichen rot oder blau eingemalten Initialen, teils mit in den Rand auslaufendem Federwerk. Blindgepr. Schweinslederband der Zeit über Holzdeckeln auf 4 Doppelbünden mit 2 Metallschließen (fehlen die Beschläge). Hs. Rückenschildchen. Folio (224:318 mm).

 24.000,00

Wohl editio princeps dieser Sammlung homiletischer Musterstücke von Martin von Troppau (gest. nach dem 22. Juni 1278), durchgehend rubriziert und mit schönen Initialen verziert. Eine von Hain noch genannte frühere Ausgabe Straßburg 1480 (H 10853) dürfte nie existiert haben bzw. eine Verwechslung mit der vorliegenden darstellen. Martinus Polonus (auch Martin von Troppau bzw. Martinus Oppaviensis) gilt als einer der angesehensten Chronisten des Mittelalters. Er dürfte aus Troppau stammen, während sein Beiname "Polonus" auf sein Stammkloster verweist, das zur polnischen Dominikanerprovinz zählte. 1278 wurde er von Papst Nikolaus III. zum Erzbischof von Gnesen ernannt, starb aber auf der Heimreise in Bologna. Sein "Chronicon pontificum et imperatorum" gilt als wichtigste Mendikantenchronik.

Ca. 6 Blätter unten angerändert, 2 weitere Bll. mit unteren Eckausrissen. Etwas gebräunt und fleckig, teils mit hs. Marginalien der Zeit. Vor allem am Anfang und Ende mit stärkeren Wurmspuren; im letzten Drittel eine größere Wurmspur im Text. Einband etwas fleckig und bestoßen; der Hinterdeckel mit Bezugsfehlstelle und zahlreichen Wurmlöchern. Die hübsche gotische Blindprägung zeigt Einzelstempel mit Jagd-, Agnus-Dei- und Blütenmotiven (nicht bei Schunke, Schwenke-Slg.). Am Innendeckel das prächtig gemalte Wappenexlibris des Kirchenrechtsgelehrten Wolfgang Crener von Sulzbach (fl. um 1510); weitere, spätere Besitzvermerke und Exlibris.

Literatur

Hain 10854. Goff M-329. GW M 21433. ISTC im00329000. Pellechet 7628. IGI 6245. Proctor 591. BMC I, 132. Walsh 221. CIBN M-184. BSB M-238. Wierzbowski III, 2013. Estreicher XXII, 201.

Art.-Nr.: BN#27972 Schlagwörter: , ,