[Reuchlin, Johannes]. Colonna Galatino, Pietro. Opus de arcanis catholicae veritatis [...]. Ad haec, Ioannis Reuchlini de Arte Cabalistica, libri tres.

Basel, Johann Herwagen, 1561.

(18) SS., 1 w. Bl., 551 (recte: 549), (4), 552-651, (41) SS. Mit 3 Holzschnittdruckermarken. Blindgepr. Schweinslederband der Zeit auf 4 Doppelbünden mit hs. Rückentitel und 2 intakten Schließen. Folio (230:340 mm).

 12.500,00

Zweiter Druck bei Herwagen (zuvor 1550); erstmals 1518 in Ortona erschienen. Der Verfasser "vertheidigt den Katholicismus gegen das Judenthum und vertheidigt auch zugleich Reuchlin gegen die Angriffe seiner Zeitgenossen" (Fürst). Galatinos Hauptwerk wurde auf Befehl des Papstes und des Kaisers verfaßt als Antwort auf Reuchlins "Augenspiegel", nachdem die Kontroverse um die Autorität der jüdischen Schriften immer größere Bedeutung annahm. Galatino versuchte, die Kabbala gegen die Juden zu wenden, und suchte darin Beweise für die Wahrheit der christlichen Religion. Der gelehrte Dialog zwischen Capnio (Reuchlin) und dem Inquisitor Jacob van Hoogstraaten ist mit hebräischen Textstellen und Zitaten gespickt.

Am Ende des Bandes steht der Abdruck von Reuchlins berühmter Abhandlung "De arte cabbalistica", erstmals 1517 erschienen aber der Erstausgabe noch nicht beigegeben. Dieses philosophisch-kabbalistische Hauptwerk Reuchlins ist in der Form einer Unterredung zwischen drei Männern geschrieben: Im Gespräch zwischen dem Juden Simon, dem Muslim Marranus und dem Pythagoreer Philolaus, das zu Frankfurt am Main, Simons Wohnsitz, stattfindet, geht es Reuchlin um eine Harmonisierung der Kabbala mit dem Christentum (daher auch die Widmung an Papst Leo X.

vgl. ausf. M. Brod, J. Reuchlin und sein Kampf [1965], S. 271-311).

Sehr sauberes, außerordentlich wohlerhaltenes Exemplar. Der nahezu tadellose Einband mit schönen Reformatoren-, Tugenden- und Wappen- bzw. Köpferollen; dort im Schild signiert mit dem Monogramm "CH" und von Haebler (I, 168ff.) mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Augsburger Buchbinder Caspar Honeffer zugewiesen. Aus der Bibliothek der Innsbrucker Kapuziner mit entspr. hs. Besitzvermerk am Titel; später in der Ritter-Waldauf-Bibliothek in Hall/Tirol mit entspr. Titelstempelung. Der kaiserliche Protonotar Florian Waldauf (auch: Baldauf; um 1450-1510; 1495 in Antwerpen Gegenzeichner des Vorvertrags zur habsburgisch-spanischen Doppelhochzeit) und seine Frau Barbara hatten 1501 der Pfarrkirche in Hall eine Marienkapelle, eine Reliquiensammlung und ein Predigtamt gestiftet. Die Stadt Hall als Verwalterin der Waldauf-Stiftung hatte dafür zu sorgen, "das alle jar etliche puecher nach anzaigen des predigers zum predigambt gekauft und in der heiligen capellen liberei an ketten gehangen und versorgt werden"; ferner sollten der Bibliothek Bücher aus den Nachlässen der Prediger und Meßkapläne zukommen. Entgegen der Anordnung Waldaufs wurde die Bibliothek kaum durch gezielte Ankäufe vermehrt, sondern größtenteils durch die zufällige Übernahme von Büchern und Schenkungen, hauptsächlich von Geistlichen, Stiften und Schülern. Der bekannteste Vorbesitzer ist Johannes Eck. "Nach 400 Jahren ihres Bestehens und nur fallweisem Zuwachs schien das Interesse am Fortbestand der Ritter-Waldauf-Bibliothek als geschlossener Sammlung verlorenzugehen. Obendrein war das Stiftungsvermögen im Ersten Weltkrieg vollends untergegangen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine unbekannte Anzahl wertvoller Handschriften und Drucke an Privatpersonen in Hall und Umgebung ausgehändigt, um sie vor der Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten zu sichern. Nach Kriegsende wurde jedoch keines dieser Bücher rückerstattet" (Hdb. der hist. Buchbestände in Dtl.).

Sehr selten; seit 1950 kein anderes Exemplar auf Auktionen nachweisbar.

Literatur

VD 16, C 4616. Adams C 2420. Benzing 102. Goed. I, 416, 20. Fürst I, 314.

Art.-Nr.: BN#27989 Schlagwörter: , , , ,