Rheinhardt, Emil Alphons , Lyriker, Erzähler und Übersetzer (1889-1945). Eigenh. Brief mit U.

Le Lavandou, Villa Les Palmiers,, 2. I. 1930.

1 S. Gr.-4to.

 1.200,00

An Bernhard Bernson: "Ich habe gleich nach Erhalt Ihres Briefes an mehrere einflußreiche Bekannte in Paris geschrieben und sie gebeten, umzufragen, ob sich nicht eine Stellung von der Art, wie Sie sie wünschen, fände. Die Personen, an die ich mich gewandt habe, sind Damen jener internationalen snobischen Gesellschaft der rive droite, in deren Salons vieles von dem, was die 'Erfolge' schafft, zusammenkom[m]t. Ich bin dort seinerzeit sehr freundlichen aufgenom[m]en worden - man hat mich auch selbst zu 'fördern' gesucht, wozu ich mich jedoch nicht sehr zu eignen schien: ich glaube, man hat mir das nicht sehr hoch angerechnet. Immerhin konnte ich nach der Intensität der erhaltenen Sympathie-Versicherungen umso eher den Versuch unternehmen, eine Bitte dahin zu richten, als ich selber für mich um nichts gebeten habe. Ich habe zwei Antworten erhalten: beide [ein Wort durchgestrichen] enthalten das Versprechen, daß die Schreiberinnen das Möglichste tun werden, meinen Wunsch zu erfüllen; im Augenblicke aber hätten sie noch nichts Geeignetes ausfindig machen können.

Eine dritte Antwort steht noch aus. Nun, wenn das Resultat auch nicht sehr versprechensvoll ist: ich habe doch ein Fünklein Hoffnung ... ich hoffe, nach Beendigung meiner jetzigen Arbeit im Frühjahr einige Wochen in Paris zu sein. Hat sich bis dahin nichts Geeignetes für Sie ergeben, dann will ich persönlich meinen Versuch wiederholen ... Seien Sie überzeugt, daß ich herzlich froh wäre, wenn es mir gelänge, Ihnen einen Weg zu eröffnen, der Sie aus Ihrer dermaligen Lebensform herausführt ... Wenn ich irgendetwas Aussichtsvolles höre, schreibe ich Ihnen sogleich." - Emil Alphons Rheinhardt lebte seit 1928 in Le Lavandou, einer Ortschaft zwischen Nizza und Marseille; im April 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet und am 25. Februar 1945 ist er im KZ Dachau gestorben.

Literatur

Vgl. Martin Krist, "Wir sterben alle unseren eigenen Tod!" E. A. Rheinhardt (1889-1945), in: E. A. Rheinhardt, Tagebuch aus den Jahren 1943/44, Wien, 2003, SS. 147-166. Erich Hackl, Verlorene Welt tut weh, in: Die Presse/Spectrum, 10. Mai 2003, S. VIII. Koller/Withalm, Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich, S. 54. Raabe, Autoren und Bücher, S. 391, Nr. 246.

Art.-Nr.: BN#29272 Schlagwort: