Organisation der 4. Internationalen aus dem Exil in Mexiko

Trotzki, Leo, Politiker und Revolutionär (1879-1940). 3 (davon 2 eigenh.) Briefe mit U. bzw. Paraphe und 1 ms. Telegramm.

[Büyükada und Mexico City, 1930, 1938 und 1939].

Zusammen 4 SS. auf 4 Bll. Verschiedene Formate.

 35.000,00

Inhaltsreiche Korrespondenz mit seinem Pariser Anwalt Gérard Rosenthal. In den zwei ersten (eigenhändigen) Briefen - geschrieben aus dem türkischen Exil - berichtet Trotzki seinem Anwalt von seinen Bemühungen nach Frankreich zu übersiedeln. I: [Büyükada], 14. III. [1930]. "Mein lieber Gerard (alias sinistrer Gefährte). Ich sende Ihnen den zweiten Brief, und ich hoffe, es werden nicht mehr. Ich werde mich morgen beim französischen Konsulat erkundigen [...]" (Übers. a. d. Frz.). II: [Ebd.], 16. III. 1930. "Lieber Gerard (oder andernfalls sinistrer Advokat), ich habe an Marg[uerite Rosmer] über meinen Besuch am französischen Konsulat geschrieben. Wenn es Sie interessieren sollte, wird Ihnen Marg. Auskunft geben (da es für mich zu umständlich ist zweimal zu schreiben). Ich denke, Sie werden sich an Marg. wenden müssen, sie wird nützlicher sein als ich. (Es ist vor allem die Frage nach finanziellen Bürgen.) [...]" (Übers.).

- Der ms. Brief vom 8. Dezember 1938 wurde im mexikanischen Exil in Mexico City verfaßt, wo Trotzki dabei war, die Aktivitäten der Vierten Internationale als Opposition zu Stalin zu koordinieren. Bei dem namentlich nicht genannten Adressaten wird es sich wohl ebenfalls um Rosenthal handeln: "[...] Ich habe Ihnen am 13. November über [Bernard] Grasset (No. 16-82/06) geschrieben. Der alte Mann ist sehr beunruhigt [...] Er verdächtigt V[ictor] S[erge] einer kleinen Intrige (zwischen uns!). Grasset wird ihm wohl die besagten Kapitel zu lesen gegeben haben, so daß er die entsprechende Stelle gefunden haben dürfte, und V[ictor] S[erge] dürfte auf eine die ganze Angelegenheit bloßstellende Art geantwortet haben. (Er ist zur Zeit sehr vertraut mit [Boris] Souvarine, der die Buchveröffentlichung in nicht allzu günstigem Licht sehen dürfte.) Sie müssen die Angelegenheit unbedingt direkt mit Grasset (oder Vigneau) aufklären. Wir warten auf eine rasche Antwort. Das ganze bleibt unter uns [...]" (Übers.). Bernard Grasset war der Verleger von Trotzkis im Jahr zuvor erschienener Schrift "La révolution trahie" und der in diesem Jahr erschienenen Schrift "Les Crimes De Staline".

- Trotzkis Telegramm v. 10. April 1939 wurde gleichfalls in Mexico City verfaßt und aufgegeben. Trotzki äußert darin seine Sorge um seine erste Gattin Alexandra Sokolowskaja, die 1935 verhaftet und in ein sibirisches Lager verbracht worden war, wo sich ihre Spur im Jahr zuvor (1938) verlaufen hatte. Auch über seinen Enkel Sieva (den Sohn seiner 1933 durch Freitod aus dem Leben geschiedenen Tochter Sina) zeigt sich Trotzki besorgt. Dieser stand nach dem Tod seines Vaters Platon Iwanowitsch Wolkow (1936) in der Obhut von Jeanne Molinier, der ehemaligen Gattin des Führers der französischen Trotzkistenbewegung, die ihrerseits in enger Beziehung zu Sievas im Pariser Exil verstorbenem Vater gestanden hatte und nun, nach dessen Tod, Anspruch auf dessen zurückgebliebenen Enkel erhob. Trotzki, der aus dem mexikanischen Exil heraus sich bemühte, seinen Enkel zu sich zu holen, sollte erst im August 1939 vor Gericht damit durchkommen. Ziemlich genau ein Jahr vor seinem Tod konnte er dann schließlich den geliebten Enkel in die Arme schließen: ""Standesamtliche Trauung Gefängnis Moskau März neunzehnhundert Alexandra Sokolovskaia ohne welche Aufenthalt kommun. Sibirien unmöglich stop Legaler türkischer Pass Sieva aufgrund sowjetischer Dokumente mit Verwandtschaftsangaben in Händen der Jeanne Molinier stop Ihre Weigerung Pass vorzulegen Falschaussage stop Anwendung Gesetz verlassene Kinder unfassbar schändlich stop Werde Beweise vorlegen für regelmässige Zahlungen an meinen Sohn Sieva und Jeanne Molinier / Trotzki".

Art.-Nr.: BN#29915 Schlagwort: