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(Gasser, Achilles Pirmin [Hg.] / Borrhaus [Cellarius], Martin). Mathematon stoicheia [graece], hoc est Elementale cosmographicum, quo totius & astronomiae & geographiae rudimenta, certißimis brevißimisq[ue] docentur apodixibus.

(Straßburg, Crato Mylius, September) 1539.

74, (6) SS. Mit Holzschnittdruckermarke am Titel, dem w. Bl. E6 und ganzseitiger Druckermarke auf Bl. E8 verso. Halbpergamentband. 8vo.

Erste Ausgabe, herausgegeben von Georg Joachim Rheticus' Freund und Lehrer, dem Feldkircher Stadtphysikus Achilles Pirmin Gasser aus Lindau. "Martin Cellarius (1499-1564) hat [das 'Elementale'] um 1527 diktiert, und Melanchthon hat seine Vorlesungen in Wittenberg danach gehalten. Die Herausgabe dieses Buches unterstreicht Gassers Interesse für Astronomie im engeren Sinne" (Burmeister, Gasser I, 71). Als Rheticus im April 1539 nach mehrjähriger Abwesenheit aus Wittenberg nach Feldkirch zurückkehrte, war ihm "nichts vordringlicher [...] als ein Besuch bei Gasser" (ders., Rhetikus/Gasser, S. 219), dem er mehrere mitgebrachte astronomische Drucke eigenhändig widmete und schenkte. Sie lassen erkennen, "worauf sich das Interesse von Rhetikus und Gasser in diesen Monaten konzentrierte [...] Immer mehr verdichtete sich bei [Rhetikus] der Gedanke, Kopernikus persönlich aufzusuchen. Hier in Feldkirch, im Gespräch mit Gasser, fiel schließlich die Entscheidung" (ebd.). Während Mylius' Impressum erst vom September 1539 datiert, ist Gassers Herausgebervorwort an Peter Rot in Straßburg unterzeichnet "Veldkirchii Rhetie mense Maio anno 1539", unmittelbar nach Rheticus' Aufbruch zu Kopernikus. Gassers editorische Arbeit an Cellarius' schmaler Schrift, einem kurzgefaßten Lehrbuch der Astronomie und Geographie, fällt damit eben in diese mit Rheticus verbrachte "Scharnierwochen" in der Heimat Feldkirch, die für den jüngeren Freund den letzten Anstoß bedeuteten für die lebensentscheidende Hinwendung zur Lehre des Kopernikus: "Angespornt durch seinen Freund Gasser trat der erst 25-jährige Rheticus im Jahre 1539 seine verwegene Reise zum alternden Domherrn Nikolaus Kopernikus am Ende der Welt im fernen Frauenburg in Ostpreußen an. Mit der sprudelnden Begeisterung eines jungen Forschers trug er sich diesem als erster und einziger Schüler an und lebte - mit Unterbrechungen - etwa zweieinhalb Jahre bei ihm. 1540 veröffentlichte Rheticus in Danzig die 'Narratio Prima', einen selber verfassten Vorbericht über die neue Lehre [...] Es war dies die erste gedruckte Form der Kopernikanischen Theorie überhaupt" (P. Schöbi-Fink, "Rheticus - der erste Kopernikaner", in: Feldkirch aktuell 6 [2009], S. 58-61). Schon 1541 brachte Gasser in Basel einen Nachdruck der "Narratio prima" heraus; Rheticus und Gasser lieferten damit einen entscheidenden Beitrag zur Verbreitung des neuen Weltbilds. Doch auch das "Elementale cosmographicum" wurde 1550 und 1551 in Paris neu aufgelegt. "Als Herausgeber zeichnete nun nicht mehr Gasser, sondern der französische Mathematiker und Kartograph Oronce Fine [...]; doch hat er Gassers Widmungsbrief an Peter Rot erneut mitabdrucken lassen" (Burmeister, Gasser I, 71f.).

Stellenweise gering fleckig; mehrere Bll. im Bandinneren (insbes. C1-4) mit stärkeren Wurmspuren, sonst wohlerhalten. Von größter Seltenheit, mit Ausnahme des Exemplars der Honeyman Collection (Sotheby's, Oct 31, 1978) kein Exemplar auf Auktionen oder im Handel der letzten Jahrzehnte nachweisbar; nur zwei Exemplare in USA (Cornell; NYPL).

Literatur

VD 16, B 6744. Adams B 2511. Zinner 1708. Houzeau/Lancaster 2480. Ritter 1324. Veith 119, Nr. 15. Burmeister (Gasser), Bd. 2 (Bibliographie), S. 43, Nr. 21, und Bd. 1 (Biographie), S. 71f. Vgl. ders., Georg Joachim Rhetikus und Achilles Pirmin Gasser: Ein Beitrag zur Geschichte der Naturwissenschaften am Bodensee (Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 86 [1968], 217-226).