Über 150 Briefe des großen Bergsteigers

Trenker, Luis, Bergsteiger, Schauspieler und Regisseur (1892-1990). Korrespondenzsammlung.

Verschiedene Orte, 1941-1989.

Rund 155 Briefen und Karten sowie diverse Beilagen.

 9.500,00

An Oskar Haaf, den Leiter der Abt. Unterhaltung beim Südwestfunk Baden-Baden, sowie dessen Ehefrau Ria. Eine umfangreiche Sammlung von etwa 93 eh. oder ms. Briefen, 15 (gefalt.) Briefkarten und 47 Postkarten oder beschrifteten Photos in Postkartenformat sowie verschiedenen Beilagen.

Seit der Vorkriegszeit mit Haaf befreundet, intensiviert der vielbeschäftigte Bergfilmer in den 1960er Jahren den Kontakt zu dem Rundfunkmann, je mehr er sich auf Vorträge, Dokumentarfilme, Funk- und Fernsehauftritte aller Art konzentriert. Die vielen Briefe und Karten dokumentieren ihre Zusammenarbeit (z. B. eine große Sendung über Trenker, deren - klassische - Musik einige Zeit erörtert wird), berichten aber auch Jahrzehnte hindurch über Leben und Schaffen des höchst umtriebigen Alpinisten, der Drehbücher, Lieder, Hörfunksendungen und vieles andere produziert. Im Krieg schreibt Trenker dem zum Leutnant avancierten Haaf: "[...] Erfahrung ist beim Soldaten schon wirklich viel wert. In jeder Beziehung: In der Behandlung des Feindes sowohl als auch der eigenen Vorgesetzten und Kameraden [...] Von mir ist wenig zu berichten. Ich schrieb einen Film, dann einen anderen und noch einen. Sie alle hat man mir unter den Tisch geworfen. Nun soll ich einen 'spielen' bei der Ufa, in einem Buch, das einmal von Sassmann geschrieben war, 'Bayer 205' (Germanin). Aber das Sassmannsche Buch wurde vollkommen umgeschrieben, er steht gar nicht mehr drauf [...] Außerdem schrieb ich ein Drehbuch, das ebenfalls verfilmt werden soll, von mir, wie es heisst, aber genaues weiss man nicht [...] Was sagen Sie zu dem Unglück Udets - und ganz zu schweigen vom armen Mölders, der von dem Begräbnis Udets auf dem Rückflug war" (25. XI. 1941).

"[...] Jetzt soll ich für Ulrich einen Hochgebirgsfilm anfangen, aber unter uns gesagt - ich habe keine Lust dazu, es ist kein schönes Arbeiten mehr im Film, nur Hetze und Geschäft!" (6. IV. 1962).

"[...] Dass Herrn Häffner mein Tun und 'Gehabe' nicht gefällt, stimmt mich [...] furchtbar traurig! Er soll nur immer rasch abschalten, wenn er meine Stimme hört, das ist gut. Ich habe keine Veranlassung auf den alten Quatsch und Skandaltratsch weiter einzugehen [...] Ich hatte keinen Grund, eine Fälschung von Tagebüchern vorzunehmen und wurde auch nie und von niemandem deswegen belangt, auch habe ich keiner Zeitung je ein derartiges Manuskript angeboten, noch Geld dafür erhalten" (16. V. 1962).

"[...] Zur Zeit drehe ich hier unter den denkbar ungünstigsten Verhältnissen einen Spielfilm um den Eiger - aber ich sage Dir: Nichts klappt, keine Organisation, Knauserei auf der einen, dummes Geldausgeben auf der anderen Seite, kein Verlass, keine Darsteller, es ist ein Jammer. Dabei gefährliches Arbeiten im Fels, strapaziös, dazu ein Sauwetter, alles soll schnell, schnell gehen [...] so ist das Arbeiten wirklich kein Spass, es kann auch nichts vernünftiges dabei herausschauen!" (5. III. 1962).

"[...] sitze noch in Berlin, um eventuelle Angriffe Chrustschows aufzufangen. Ich habe einen sehr schönen, gut gemachten 600 m Kletterfilm aus den Dolomiten, in dem ich auch spiele" (28. X. 1962)".

"[...] ich bin heute vom Skilaufen gekommen, wobei ich mir zwei Rippen gebrochen habe" (15. II. 1965).

"[...] was Du da schreibst von 80 Jahren, das kann doch wohl nicht wahr sein - mein Gott, und vorgestern lief doch noch ein oberösterreichischer Amokläufer namens Hitler in Berlin über den Wilhelmsplatz zum Kaiserhof und nachmittag sass der kleine dicke geniale Hanns Sassmann, 'S wie SA und mann wie Mann' telefonierte er immer bei mir - und da schreibst Du schon heute vom Oktober 1972! [...]" (27. VI. 1970).

Zu einer biographischen Trenker-Sendung: "[...] anliegend findest Du eine vorläufige Beantwortung Deiner Frage, ob, warum, wer und wozu mir die Musik der verschiedenen Richtungen, Zeiten und Autoren gefällt [...] Was nun die 'berühmten' Leute anbelangt, die etwas sagen könnten, da fehlt es wohl grob: die meisten Filmkollegen aus meiner Zeit leben ja nicht mehr [...] Karajan und Kokoschka sind ja so high, ach, was soll man da betteln und dann haben sie doch nichts zu sagen [...] Übrigens der Karajan gefällt mir in letzter Zeit gar nicht mehr - er scheint mir viel zu effektbetonend in seinen Interpretationen" (1. XII. 1970).

"[...] Was ich heute lese? Zur Zeit 'Caesar lässt grüssen', 'Meine ersten 90 Jahre' von der Durieux, 'David' von Hans Habe etc. Opern weniger, Schauspiele (Klassiker) lieber. Saufchor Carmina burana - grossartig, Der Mond - der Mond - Herrlich! Robert Stolz gut, das Lied 'Wir Kameraden der Berge' ist von Dr. Becce, es ist ein Bergsteigerlied geworden" (22. IX. 1971).

"[...] Moderne Musik: Was meinst Du - ich kenne einen Musiker in Rom, der eine grossartige Filmmusik zu dem Italo-Western 'Sing mir das Lied vom Tod', englisch 'Once upon a Time in the West' geschrieben hat - er heisst: Ennio Morricone [...] Vielleicht kannst Du 2-3 Minuten davon einblenden? Hör Dir die Platte an, es ist der Mühe wert [...]" (1. II. 1972).

Diverse Beilagen: Briefe und Karten aus Trenkers Umkreis (eine Postkarte von Dreharbeiten in München mit den Unterschriften von Harald Juhnke, Topsy Küppers, Vico Torriani, Gerd Vespermann u. a.), Photos und Zeitungsausschnitte.

Die große Briefsammlung Luis Trenkers ergänzt das Bild vom populären Bergsteiger durch die Sicht auf einen klugen, tatkräftigen und umfassend gebildeten Mann, der auch im Alter ganz auf der Höhe seiner Zeit war.

Einige Briefe mit Randschäden, einige gelocht.