Eisenberg, [Friedrich Wilhelm] von. Wohleingerichtete Reitschule, oder Beschreibung der allerneuesten Reitkunst, in ihrer Vollkommenheit, durch nöthige Schulen erkläret.

Amsterdam & Leipzig, Arckstee & Merkus, 1746.

2 Bde. in einem. 56 Bll., 63, (1) SS. Mit gest. Titel und 59 Kupfertafeln von B. Picart. Lederband der Zeit mit Rückenvergoldung. Marmorspiegel. Quer-Folio (390 x 257 mm).

 12.500,00

Seltene erste deutsche Ausgabe. Die berühmte Reitschule von Friedrich Wilhelm v. Eisenberg mit den dekorativen und schönen Pferde- und Reiterdarstellungen der französischen Erstausgabe; die letzten vier Tafeln mit sieben Zaumzeugabbildungen. Zuerst 1727 in London unter dem Titel "Description du manège moderne" erschienen (der gestochene Titel in vorliegender Ausgabe wiederverwendet). Die deutsche Ausgabe, zugleich in französischer Sprache erschienen, ist erstmals um ein Wörterbuch erweitert, das wertvolle Hinweise zur Praxis der Pferdezucht und Ausbildung bietet. Lobt u. a. die arabischen Pferde als "die schönsten im Morgenlande. Dieselbigen sind überaus fein, insonderheit diejenigen, welche aus den moccanischen Gebirgen kommen [...] Die arabischen Pferde überhaupt haben viel Feuer und Herzhaftigkeit; sind kühn und unerschrocken und von einer großen natürlichen Geschicklichkeit [...] Ihr Ansprengen ist wie der Blitz, folglich sind sie zu den Renn- und Ritterspielen unvergleichlich, weil sie nebst ihrer Geschwindigkeit auch eine große Geschicklichkeit besitzen".

Einband stärker beschabt und bestoßen; Gelenke ein wenig eingerissen. Tafel 4 mit Randläsuren; Ränder stellenweise etwas gebräunt bzw. leicht fleckig. Aus dem Besitz des Juristen und späteren Seniors des Leipziger Schöffenstuhls Christian Gottlob Bose (1726-88) mit seinem eigenh. Besitzvermerk "C. G. Bose. 1748" am Drucktitel. Die wohlhabende Leipziger Kaufmanns- und Ratsherrenfamilie Bose war eng mit der Familie des Komponisten Johann Sebastian Bach befreundet; fünf Bose'sche Geschwister übernahmen Patenschaften für Kinder aus Bachs zweiter Ehe. Bekannt war aus überlieferten Rechnungen, dass Christian Gottlob als Kind Violinunterricht beim Theologen J. C. Weiß genossen hatte; des jungen Jusstudenten Leidenschaft für Pferde dagegen - ein teures Hobby, das dem Sohn des Gold- und Silberwarenmanufakteurs Georg Heinrich Bose (1682-1731) ohne weiteres offenstand - war bislang unbekannt.

Literatur

Lipperheide Tc 42. Jöcher/Adelung II, 854. Vgl. Mennessier de la Lance I, 438. Huth 1727 u. 1747. Cohen/R. 345. Hoefer XV, 774. OCLC 248061472.

Art.-Nr.: BN#30692 Schlagwörter: , , ,