Eigenh. Brief mit U.
2 SS. 4to.
€ 9.500,00
An die Sammlerin Tony Kirchhoff in Wiesbaden, geschrieben aus der Kur im schweizerischen Baden: "[...] Ich war nur 3 Tage in Basel bei Im Obersteg. Es war schreckliches Weter, ich habe grosse Schmerzen gehabt und musste vieles, wegen meinen Bildern, machen. Bei Im Obersteg, das Haus, ist noch viel schöner geworden. Sie waren ganz reizend zu mir. Ich habe für mich immer ihr Auto gehabt. Beim Prof. Barth, Direktor der Kunsthalle, habe ich alles über meine Ausstellung arangiert. Es war dort eine Ausstellung von Maler Gromaire, Franzose, sehr, sehr schön. Nach Baden hat man mich mit dem Auto gebracht [...] Ich bin hier in sehr gutem Hotel, wo Sacharoffs auch sind. Nach einigen Bädern habe ich starke Reaktion bekommen und muss heute liegen. Leiden muss ich viel. Sacharoffs schicken Ihnen allen Ihre Grüsse. Sie erzählen mir so viel Interessantes über Orient: Sie waren doch so lange in Japan, China, Egipten und s.w. Überhaupt, ich bin sehr glücklich, dass ich hier mit Sacharoffs bin [...]" ("Freitag").
Das Wiesbadener Sammlerpaar Kirchhoff pflegte zu Jawlensky eine besonders enge Beziehung. Jawlensky zog 1921 nach Wiesbaden, 1928 in die unmittelbare Nachbarschaft der Kirchhoffs. Mit Tony Kirchhoff, die er mehrmals portraitierte, hatte Jawlensky schließlich ein intimes Verhältnis, was zum Abbruch der Verbindung zu Kirchhoff führte. Jawlensky litt seit 1927 unter einer sehr schmerzhaften, mit Lähmungserscheinungen verbundenen Arthritis. In diesem Zusammenhang steht sein Kuraufenthalt. 1904 hatte der russische Tänzer und Choreograph Alexander Sacharoff (1886-1963) das erste Bild von Jawlensky erworben; seit 1914 lebten die Sacharoffs in Lausanne.