Wagner, Richard, Komponist (1813-1883). Eigenh. Brief mit U.

Bayreuth, 5. III. 1876.

4 SS. auf Doppelblatt. Gr.-8vo.

 18.000,00

An ein Mitglied des Kölner Wagner-Vereins, über ein bevorstehendes Konzert im Gürzenich und seine Teilnahme daran: "[...] Das Programm ist mir recht. Nur glaube ich, es ist besser statt des Walkürenritts (den ich überhaupt nur sehr ungern gebe) das Vorspiel zu Lohengrin zu machen, schon des hierzu gehörigen abnormen Orchesters wegen. Wir würden dazu 8 Hörner, 4 Posaunen, Basstrompete u. 4 fache Bläser gebrauchen u. dazu eine Masse Harfen pp. An und für sich gebrauchen wir zu dem von Ihnen verzeichneten Orchester 1 Englisches Horn (oder 3e. Hoboe) 1 Bassclarinette, eine 3e. Trompete u. jedenfalls 1 Harfe. Dazu volle Schlaginstrumente. Dafür will ich nur 16 erste, aber auch 16 zweite (laute gute) Violinen, dazu 12 Bratschen, 12 Violoncelle und 8 (aber gute) Contrabässe. Dies wäre das. Nun kommt der andere Teufel! Ich habe nach allen Seiten hin, u. a. nach Leipzig, Dresden, Breslau, Prag, Graz, Pest u. s. w. wohin man mich zu Wagner-Concerten einlud, - erklärt ich gebe keine Conzerte; wenn man dagegen erführe, dass ich irgend wo dort eine ähnliche Aufführung übernommen hätte, so solle man wissen, dass man mir dort eine so ausserordentliche Einnahme in sichere Aussicht gestellt habe, dass ich - der Schwierigkeit meiner grossen Unternehmung gegenüber - es nicht verantworten zu können glaubte, wenn ich durch meine Weigerung meine Angelegenheit vernachlässigte. Sie [...] sagten mir nun, Sie getrauten es sich mit mir im Gürzenich es auf eine Einnahme von 8000 Thr. zu bringen. Wie hoch berechnen Sie nun dieselbe jetzt nach näherer Erwägung? Dann: Ich - für meine Person - gebe kein Konzert für Bayreuth, sondern die betreffenden Wagner-Vereine. Da nun diesen der volle Ertrag der Einnahme in Patronatscheinen zugestellt werden soll, so hat es mich schon in Berlin nicht mehr als billig gedünkt, dass diese Vereine ihr Anrecht sich, erstlich durch die betreffende Mühwaltung, dann aber durch die Tragung der Kosten aus ihren Fonds - ohne welche sie doch als Wagnervereine gar nicht zählen könnten - verdienen. Hierauf gibt man in Berlin, als auf etwas ganz sich von selbst Verstehendes ein. Demgemäss spreche ich auch vom Cölner Vereine dasselbe Verhältniss an, und verlange dass die Brutto-Einnahme sogleich an den Verwaltungsrath nach Bayreuth abgeliefert werden, wogegen Ihnen dann die entsprechende Anzahl Patronatsscheine zugestellt werden [...]. Schliesslich: Dannreuther [...] meldet mir, dass das Londoner Concert ebenfalls Ende April gewünscht werde. Wollen Sie sich nun mit diesem gefälligst über das zu treffende Arrangement in Rapport setzen? Mir ist es gleich, ob ich zuerst in Coeln oder London mich elend fühle [...]".

Edward Dannreuther (1844-1905), englischer Pianist und Musikpädagoge hatte 1872 die Londoner Wagner Society gegründet. Er machte sich u. a. als Übersetzer von Wagners Schriften ins Englische einen Namen.

WBV 6442.

Art.-Nr.: BN#32392 Schlagwort: