Mendelssohn Bartholdy, Felix, Komponist (1809-1847). Eigenh. Brief mit U. ("Felix").

Leipzig, 20. XI. 1837.

Groß 4to. 2 SS.

 18.000,00

Schöner, freundschaftlicher Brief an einen namentlich nicht genannten Adressaten: "[...] Wenn Du mir wieder von der dead season schreibst, und ich wieder an die verzweifelten Nebeltage denke, die ich im James Park diesmal mit Staunen ansah, u. wenn ich dann auf den ekligen Schnee sehe, der hier seit einigen Tagen liegt, so sage ich doch Deutschland für immer. Klein u. jämmerlich ist es mordialisch hier, u. doch so viel zu leben. Wenn ich Character genug hätte, das nächste Rheinische Musikfest abzuschlagen, so wär es möglich ich bliebe ganz u. gar, mein ganzes Leben lang hier in Leipzig sitzen, u. ich u. meine Kunst wir würden uns nur besser drum befinden. Aber ich fürchte ich bin zu eitel dazu; - und doch muß ich über kurz oder lang so thun. Wir richten uns jetzt ein - wie die Leute sagen - d. h. von Tapeten, Gardinen u. Möbeln ist fortwährend die Rede gewesen, u. in 8 Tagen sollen wir einziehen können, obwohl wir es erst in 4 Wochen thun wollen; in einem neuen, freistehenden Hause 2 Treppen hoch, die Aussicht nach Süden über die Felder u. den Wald, nach Norden auf die Promenade und die Stadt u. Thürme, nach Westen auf eine große Wassermühle mit ihren Rädern - Du magst nur vorsprechen, Dein Quartier ist bereit; in einer Stube mit Blumenbouquets tapeziert sollst Du logi[e]ren, u. den weißen Saal u. unser Zimmer hast Du ganz zur Disposition. Musik sollst Du hören, halb so viel wie ich in den letzten Wochen, d. h. bis über die Ohren - Gesang, Clavier, Quartette, von welcher Sorte Du willst. Und besser als alles das wird Dir mein Rüdesheimer 34 erscheinen. Den habe ich mir in Bingen ausgesucht, im Fasse hieher transportieren lassen, u. errege ungeheures Aufsehen in Leipzig damit, weil man dergleichen nicht gewohnt ist [...]".

Mit kleinen Randläsuren.

Art.-Nr.: BN#33034 Schlagwort: