Poulenc, Francis, Pianist und Komponist (1899-1963). "Emmanuel Chabrier". Eigenh. Manuskript mit Namenszug auf Deckel und Titel.

O. O., 1959.

Titel, 23 num. SS. auf 23 Bll., Zwischentitel, num. SS. 24 bis 78 auf 55 Bll. Blaue Tinte auf einseitig beschriebenem karierten Papier, mit zahlreichen eh. Korrekturen in schwarzem Kugelschreiber, sowie weiteren Korrekturen in Bleistift, die offensichtlich von einem Verlagslektor stammen; Ringbindung mit Kartondeckeln mit der eigenh. Aufschrift "Francis Poulenc I - Chabrier". Kl.-4to.

 8.500,00

Eines der nur höchst selten im Handel vorkommenden literarischen Manuskripte aus der Feder eines bedeutenden Komponisten. In dieser Schrift, die 1961 im Verlag La Palatine, Paris-Genève erschien, verdichtet Poulenc, wie er im Vorwort schreibt, "une véritable passion", die er von Jugend auf für Chabriers Musik empfand. Die Wärme, die Begeisterung und das sprachliche Feuer, das Poulenc hier entwickelt, bilden ein schönes Denkmal, das hier einer der bedeutendsten Vertreter des Neoklassizismus seinem Vorbild Chabrier, dem Überwinder des französischen "Wagnérisme", setzt.

Das vorliegende Manuskript enthält das Vorwort, die Einleitung Portrait de Chabrier, sowie die Kapitel I und II (in der Druckfassung die Seiten 1 bis 78); die Kapitel III und IV (im Buch S. 80 bis 119) dürften ein weiteres, deutlich dünneres Quartheft gefüllt haben, dessen Verbleib heute jedoch unbekannt ist und weder in ²MGG noch ²New Grove nachgewiesen wird. Dieser letzte Teil des Buches ist ohnehin von geringem Interesse; es nennt sich "In memoriam" und enthält Texte über Chabrier von diversen Zeitgenossen. Sie haben also nichts mit Poulencs eigener Leistung zu tun, welche sich ausschließlich in dem hier angebotenen Manuskript vorfindet.

Chabrier blieb fast allen seiner Zeitgenossen unverständlich; nur Debussy, Mahler, Ravel Strawinsky und Poulenc erkannten in ihm "den Begründer der neuen Musik"; es waren also nicht Kritiker oder Theoretiker, sondern Komponisten, denen die rechte Würdigung eines ganzen Oeuvres zuzuschreiben ist. Doch die vier Ersteren beließen es bei brieflichen Äußerungen - so beispielsweise Gustav Mahler mit der Feststellung, dass die französische Moderne mit Chabriers "España" beginne. Ganz anders Poulenc, der als einziger dieser Komponisten zur "öffentlichen" Feder griff. Dadurch wandelte er das Chabrier-Bild so gründlich, daß sein Essay noch 1981 in englischer Sprache nachgedruckt wurde, wodurch seine Arbeit erst den weltweiten Nachhall erhielt.

Art.-Nr.: BN#33969 Schlagwort: