Spazier, (Johann Gottlieb) Karl, Schriftsteller, Pädagoge und Komponist (1761-1805). Eigenh. Brief mit U. ("C. Spazier").

Berlin, 25. III. 1790.

2 SS. 8vo.

 2.500,00

"Wundern Sie sich nicht, daß ich Sie Belasteten bitte, beyliegenden Brief an H. v. Rosenhan so schleunig, als möglich, auf die Reichspost befördern zu laßen. Man hat hier einen andern Brief an denselben die Tour über Duderstadt nehmen laßen; aber den Weg über Frankfurt a. M. schlage ich ein, um den Empfänger des Briefes auf denselben darum vorzubereiten, weil ein Brief vom August vorigen Jahres, den ich in sehr wichtiger Angelegenheit ebenfalls über Duderstadt gehen laßen mußte, gegen 7, sage sieben Monathe sich auf den Postämtern herumgetrieben hat, ehe er an die Behörde gelangt ist, wodurch ich vielleicht das Unglück habe, daß meine Besorgung dadurch hat leiden müssen. Ist das nicht schändliche Wirthschaft, die einmal laute Rüge verdiente? Daß die Preuß. Postämter daran schuld seyn sollten, läßt sich nach der strengen Aufsicht in diesen Ländern nicht wohl glauben; aber es liege, an wem es wolle, so kann doch wohl nichts verdrießlicher seyn, als wenn der so nothwendige Verkehr unter Menschen, den die Staaten zusichern, durch die Nachläßigkeit v. einigen Postofficianten gestört und manchmal dadurch das ganze zeitliche Glück eines Mannes u. einer Familie gehemmt wird [...]". Am Kopf der Rectoseite hs. Empfängervermerk: "Spazier (besorgt)".

Spazier, zunächst als Schauspieler und Sänger tätig, studierte in Halle Philosophie und Theologie, bevor er 1784-87 am Dessauer Philanthropinum lehrte. Nach Halle zurückgekehrt, ließ er sich als philosophischer Schriftsteller nieder; zu seinen bekanntesten Werken zählt die Kampfschrift "Anti-Phädon" (1785). Anschließend als Lehrer, Hofmeister und Professor in Gießen, Neuwied und Berlin tätig, gab er die "Berlinische musikalische Zeitung" heraus. 1796 wieder in Dessau, wurde er Leiter der Olivier'schen Erziehungsanstalt; im Folgejahr wurde er in Halle promoviert. Der Komponist Ernst Ludwig Gerber würdigte Spazier in seinem Tonkünstlerlexikon als "einen der beliebtesten deutschen Schriftsteller“.

Art.-Nr.: BN#34280 Schlagwort: