Blei, Franz, Schriftsteller (1871-1942). Eigenh. Brief mit U.

München, 23. IV. 1905.

4 SS. auf Doppelblatt. Gr.-8vo.

 1.500,00

Wohl an den Wiener Verlag C. W. Stern: "Sehr geehrter Herr, ich möchte mir gestatten, zu dem, was Ihnen Herr von Bayros persönlich betreffs der Publikation der 'Purpurschnecke' mittheilen wird, noch einige Bemerkungen zu schreiben, die sowohl im Interesse der Publikation als dem des Verlages sein dürften. Meine und des Marquis Bayros Ansicht ist, dass in der Ausstattung des Buches alles gethan werden muss, das Bibliophilenpublikum dafür zu gewinnen, umso mehr als die Reproduktionstechnik der Blätter (Strichätzung oder Hochätzung, nicht Raster) keine an und für sich kostbare ist und die Kostbarkeit dafür auf Papier, Typendruck und Einband zu verwenden wäre, was alles grösste Sorgfalt verlangt, um nicht blos die Sache zu geben, sondern diese in der schönstmöglichen Form. Ich weiß z. B. von hiesigen Buchhandlungen (Hirsch und Jaffé), dass sie für Publikationen wie den 'Parfümierten Garten' oder 'Gamiani', die ein Leipziger Verlag herausbrachte, blos deshalb keine Abonnenten und Käufer fanden, weil diese Bücher zu mesquin ausgestattet waren. Ich kann Ihnen mittheilen, dass der Insel-Verlag keine privaten Publikationen wie Aretino und Meursius mehr zu machen gedenkt (zum grossen Bedauern der Bibliophilen) - es wäre eine gute Gelegenheit, die Arbeit des Verlages weiterzuführen, in dessen Intentionen. Dass es den Käufern, die in Betracht kommen, nicht darauf ankommt, für ein geschmackvoll gemachtes Buch zehn Mark mehr zu bezahlen, ist eine alte Erfahrung. Ich bin im Besitz der Adressen der Insel-Bibliophilen, die ich Ihnen für den Prospekt-Versand der 'Purpurschnecke' gern zur Verfügung stelle, vorausgesetzt, das Buch kommt glänzend zu stande, wobei, auch bei einem Ladenpreise von 30 Mark, mir weniger riskiert scheint als im gegentheiligen Falle. Das Gedichtms., das Ihnen Herr von Bayros überbringt, ist nicht das Ganze und enthält auch manches, das in der letzten Redaktion wegfallen wird. Der Gesamtumfang wird etwa sein: 15 Blatt Zeichnungen, 15 Blatt Titel dazu, 120 Seiten Gedicht mit den Titeln auf einer separaten Seite, also ungefähr 10 Bogen Octav. Wie wir uns das Detail denken, darüber wird Ihnen Herr von Bayros genaue Auskunft geben. Wichtig scheint mir nur ein Papier, das weich ist und das für die Reproduktion der Zeichnungen nicht satiniert zu werden braucht. Für den Einband würde ich rothes Maroquin vorschlagen, vorausgesetzt, dass dies das Buch nicht unverhältnismässig vertheuert; in diesem Falle dann elfenbeinweiße Leinwand. Für die Luxusexemplare, auf China, würde ich aber unbedingt Maroquin vorschlagen. Dass man davon leicht 50 Exemplare mindestens verkauft, scheint mir außer Frage, nach allem, was ich von Leuten, die die Blätter gesehen haben, hörte: 'Hoffentlich giebt es eine Luxusausgabe'. [...] Dass die Auflage eine auf etwa 500 Exemplare limitierte sein müsste, um dem Buch seinen Seltenheitswert und dem Preise seine zweite Berechtigung zu geben, versteht sich wohl von selbst [...]".

Der von Franz Blei herausgegebene und von Franz von Bayros illustrierte Band "Fleurettens Purpurschnecke - Erotische Lieder und Gedichte aus dem achtzehnten Jahrhundert" erschien noch in jenem Jahr als Privatdruck in einer Auflage von 560 Exemplaren bei C. W. Stern in Wien (vgl. WG² Blei, 19).

Gelocht (geringf. Buchstabenberührung).

Art.-Nr.: BN#36103 Schlagwort: