Conrad, Michael Georg, Schriftsteller (1846-1927). Eigenh. Brief mit U.

München, 14. VIII. 1894.

1 S. auf Doppelblatt. 8vo.

 280,00

An einen namentlich nicht genannten Adressaten: "Auf Ihre werte Anfrage antworte ich folgendes: Ich bin mit der Musik innigst verwachsen. Meine ganze Familie ist musikalisch. Leben ohne Musik ist mir unfaßbar. Einige Takte Wagner, Beethoven, Bach oder Händel gewähren mir tiefste Erschütterung, höchstes Entzücken. Ein einfaches Volkslied kann mich zu Thränen rühren. Ein Ton, ein Akkord, ein Trommelwirbel sogar genügt, mich in eine bestimmte Stimmung zu versetzen und mir im Nu die seltsamsten Visionen vorzuzaubern [...]".

Der als Sohn eines Landwirts geborene Schriftsteller besuchte das Lehrerseminar und unterrichtete in Bayern und in Genf, wo er auch zu studieren begann. Seit 1871 überdies in Rom und Neapel Philologie und Philosophie studierend, promovierte er und kam über Lissabon 1878 nach Paris, wo er sich als Korrespondent mehrerer deutscher Zeitungen einen guten Ruf erwarb und in dem Kreis um Zola Aufnahme fand. Seit 1882 wieder in München, gründete er 1885 die Zeitschrift "Die Gesellschaft", "die zum vielleicht wichtigsten Organ des frühen Naturalismus in Deutschland wurde" (DBE) und sich u. a. für Autoren wie Gerhart Hauptmann und Bertha von Suttner einsetzte. Von 1893-98 vertrat er die Demokratische Volkspartei im Reichstag. "Als Romanschriftsteller den Spuren Zolas folgend, war Conrad als geschmackvoller Feuilletonist und hervorragender Theaterkritiker auch Mitarbeiter bedeutender Tageszeitungen wie der 'Täglichen Rundschau'" (Kosch I, 292).

Art.-Nr.: BN#36418 Schlagwort: