Meixner, Karl Wilhelm, Schauspieler (1815-1888). Eigenh. Brief mit U.

Dresden, 4. VIII. 1871.

3 SS. auf Doppelblatt. 8vo.

 140,00

An einen Freund: "Ich hoffe Sie wohl! Hier geht mir's so gut - die Dresdner sind so liebenswürdig gegen mich[,] dass aus den ursprünglich festgestellten 8 Gastspiel-Abenden derer 23 wurden. Ich war so glücklich[,] das feine Publikum für mich zu gewinnen, und somit reiht sich Abends Equipage an Equipage vor dem Theater - Gallerie und Parterre sind jetzt auf der Vogelwiese - Logen u. Parquet bei mir. O Dresden ist schön - der Dresdner aber nichts weniger als preußisch gesinnt - er mag von dem Aufgehen in Deutschland nichts wissen - er weiß u. fühlt es bereits zu gut - daß jenes Aufgehen in Deutschland - nur Aufgehen in Preußen ist. Uebrigens findet einer hier Einrichtungen zur Bequemlichkeit des Publikumes, im Post-[,] Eisenbahn- u. Telegraphen Betrieb - welche man bei uns noch sorgfältig vermeidet - hier tritt überall das Prinzip hervor: diese Anstalten sind fürs Publikum - bei uns ist es umgekehrt. Der Hof ist und lebt sehr zurückgezogen u. einfach - wohl im Vorgefühl seiner - Zukunft! - Der Kronprinz ist sehr - fatiguirt aus dem Kriege gekommen und läßt sich nicht sehen. Das Theater ist im Schauspiel schwach - kein Mensch hat Organ - Herr Dessoir [d. i. der Schauspieler Ludwig Dessoir]! am wenigsten. Gespräche über Politik hört man wenig - es ist eine eigene schwüle Luft - und machten es eben die Verhältnisse nicht ganz unmöglich - ich glaube mich nicht zu täuschen - so würde man weit lieber mit Österreich als mit Preußen liebäugeln - - - Leider haben wir uns ganz auf die Hohe Warte zurückgezogen - - ! […]".

Meixner, der Sohn eines Sängers, debütierte 1837 bei einer reisenden Theatergruppe. Über das Hoftheater in Detmold und das Hamburger Thalia-Theater kam Meixner 1844 an das Leipziger Stadttheater, wo ihm der Durchbruch zum Charakterkomiker glückte. Heinrich Laube verpflichtete Meixner 1850 an das Hofburgtheater in Wien, wo er bis zu seinem Tod in rund 300 Rollen auftrat.

Mit Spuren alter Faltung.

Art.-Nr.: BN#37410 Schlagwort: