Henckell, Karl, Schriftsteller (1864-1929). Eigenh. Brief mit U.

München, 29. XI. 1914.

4 SS. auf Doppelblatt. 8vo.

 300,00

Kondolenzbrief an den Schriftsteller Alfons Petzold (1882-1923): "[...] ich finde keine Worte, um Dir - lass mich von heute an das brüderliche Du gebrauchen und gewähre es mir - meinen Schmerz und meine Erschütterung über Dein Telegramm auszudrücken [...] wer mußte es nicht fühlen, was Ihr einander wart, wer Euch einmal zusammen gesehen! [...] Du hast mir wie kein anderer Mensch durch Dein Leben gezeigt, in welchem Grade innerste, hohe Geistkraft und Seelenmächtigkeit obsiegen kann - ich habe da nie etwas anderes als tiefe, demütige Bewunderung empfunden, aber ich würde es begreifen, wenn Du vor diesem Schlage versagtest. Irgend eine Grenze ist menschlicher Willensstärke gesetzt. Und an diese rückt Dich der Tod der liebsten Frau heran [...]".

Durch die Sozialistengesetze (1878-90) der Möglichkeit zur Verbreitung seiner Lyrik beraubt, ging Henckell 1890 nach Zürich, gründete 1896 einen Selbstverlag und wurde Mittelpunkt der 'Zürcher Kolonie', einer Exilgruppe deutscher Künstler und Schriftsteller, der u. a. Gerhart Hauptmann (1862-1946), Frank Wedekind (1864-1918) und die Brüder Heinrich und Julius Hart (1855-1906 bzw. 1859-1930) angehörten. 1902 wieder nach Deutschland zurückgekehrt, wandte sich Henckell zunehmend unpolitischer Lyrik zu und zog sich in den 20er Jahren, seiner sozialistischen Ideale nach und nach beraubt, neuerlich in die Schweiz zurück. Vgl. Kosch II, 924.

Art.-Nr.: BN#3753 Schlagwort: