Kaltenbrunner, Karl Adam, Schriftsteller (1804-1867). Eigenh. Brief mit U.

Wien, 28. XI. 1863.

2 SS. 8vo.

 550,00

An einen namentlich nicht genannten Adressaten: "Für die gefällige Zusendung des Programms danke ich Ihnen verbindlichst, und bitte mich aus nachfolgenden Gründen gütigst zu entschuldigen, dass ich nicht zur gestrigen Besprechung gekommen bin. Das Programm ist zwar sehr gut verfasst, es wird aber, so lange das Künstlerhaus nicht fertig ist, keine allgemeine Künstlergesellschaft, wie sie in der lobenswerthesten Absicht projektiert ist, zu Stande kommen; sie wird sich übrigens leicht und wie von selbst bilden, wenn das Gebäude zu dieser Verbindung dastehen wird. Vorher aber - davon werden Sie sich überzeugen - wird es nicht gehen, am allerwenigsten mit den Trümmern des 'Hesperus', der stets nur eine vereinzelte Gesellschaft vorstellt, an denen es ohnehin nicht gebricht. Es wäre - so viel ich aus den persönlichen Verhältnissen der Collegen der verschiedensten Fächer entnehme - eine ganz vergebene Mühe, den Hesperus im gegenwärtigen Augenblicke auf einen Standpunkt heben zu wollen, wie ihn z. B. 'Die grüne Insel' einnimmt, welche die Dichter von Wien, die Hofschauspieler, bedeutende Musiker, Sänger und Maler bereits vereinigt und den Aufforderungen des collegialen Verkehrs vollkommen entspricht […] Für einen Verein, wie der Hesperus - mehr als eine vereinzelte Gesellschaft kann gegenwärtig nicht daraus werden - haben die Dichter und Künstler für jetzt kein Bedürfnis, daher ich jeden derartigen Versuch für vergeblich […] halte […]".

Als Theaterkritiker des "Bürgerblatts" und Herausgeber von Gedichtsammlungen wurde Kaltenbrunner bald zum Mittelpunkt des literarischen Lebens in Oberösterreich. 1842-67 arbeitete er in der k.k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien, seit 1859 als deren Vizedirektor. In Wien wandte er sich der Dialektdichtung zu und wurde einem breiten Publikum bekannt.

Art.-Nr.: BN#37544 Schlagwort: