Murad Efendi, d. i. Franz v. Werner, Diplomat und Schriftsteller (1836-1881). Eigenh. Brief mit U. ("Murad").

Stockholm, 6. I. 1881.

4 SS. auf gefalt. Doppelblatt. Kl.-8vo. Beiliegend eh. adressierter Umschlag.

 550,00

In seinem Todesjahr, an den Mediziner (und Verfasser von Beethoven-Erinnerungen) Gerhard von Breuning (1813-92): "Werter Freund! Vielen Dank für Ihre freundlichen Zeilen die mir große Freude bereitet haben; sind sie mir doch ein greifbares Zeichen Ihrer unverändert freundschaftlichen Gesinnung für mich. Und mit meinen herzlichen Neujahrswünschen für Sie und die liebenswürdigen Ihrigen mein herzliches Vivat - oder vielmehr vivant crescant - dem Großpapa u. den Eltern des zukünftigen - wie soll ich nur sagen, nun, Steuerzalers [!] Georg. Was Sie in betreff meines teueren Edhem Paschas sagen, befriedigt mich sehr; leider scheine ich in seinem Gedächtnis sehr verblaßt zu sein; seine Korrespondenztauben verraten seit einigem etwas lahme Schwingen. Nun, Gebot der Zeit und naturgemäßer Lauf der Dinge! Meiner Frau hat die Operation nur ganz momentan geholfen, Sie wissen wie kezerisch ich über die Fakultät - ne vous en déplaise - urteile. Sanat non curat bleibt mein Axiom. Wer nicht an der Krankheit zu Grunde zu gehen Zeit hat, erliegt der Kur. Ich erfahre das an mir, obschon ich des Beweises nicht bedurft hätte - den Bösen bin ich scheinbar los, die Bösen sind in Wirklichkeit geblieben. Schade daß mir hier kein lateinisches Citat einfällt um damit zu flunkern u. zu imponiren. Pegasus frißt im Stall das Gnadenbrot, ich werde alt [...]".

Der zum Islam konvertierte österreichische Schriftsteller und Diplomat in osmanischen Diensten Franz von Werner publizierte unter dem Namen "Murad Efendi" Dramen und Gedichtsammlungen wie auch landeskundliche Berichte aus der Türkei. 1877 war er zum Ministerresidenten an den Höfen von Den Haag und von Stockholm ernannt worden, 1880 zum dortigen bevollmächtigten Minister und außerordentlichen Gesandten.

Art.-Nr.: BN#37840 Schlagwort: