Christ, Joseph Anton, Sänger und Schauspieler (1744-1823). Eigenh. Brief mit U.

Dresden, 13. VII. 1818.

1 S. auf Doppelblatt mit eh. Adresse verso (Faltbrief). 4to.

 220,00

An Carl Oehlmann in Leipzig: "Wohlgeb. Herr / Ihr unter dem 10ten July an mich erlaßenes Schreiben macht Ihrem Herzen in jeder Hinsicht Ehre, indem Sie sich eines verirrten Jünglings so väterlich anzunehmen scheinen. Auch erkenne ich dankbahr das Zutrauen, mit welchem Sie mich hier zu beehren scheinen, aber ich bin ganz außer allem Wirkungskreise um dem armen William nuzbahr werden zu können, denn ich bin in Ruhestadt gesezt, und folglich hat meine Stimme gar keine Würkung. Nur beklagen kann ich den guten Moore daß er meine gewiß väterliche Ermannungen so ganz außer acht gelaßen. Auch ist bey dem Hof Theater um so weniger ein Plaz für den bedauernswürdigen jungen Menschen zu hoffen, da, wie Sie selbst in Ihrem Briefe erwehnen, Er nicht einmahl bey ganz kleinen Truppen Engagement erhalten konnte. Es thut meinem Herzen wehe, daß ich Ihnen keine Ihren Wünschen angemeßnere Antwort ertheilen kann, aber ich sehe für den Jüngling keine Aussicht, als reuevoll zu seinen Pflege Eltern zurük zu keren, und die Cariere biß zur vollendung fort zu sezen, die er bereits bey H. Neubauer angefangen. Mit Achtung empfehle ich mich Ihnen redlicher Mann, und bin mit kummervollem Herzen über das Schiksaal des Jünglings, zugleich aber auch ganz empöhrt über die schlechten Gemüter seiner würklichen Eltern, die den Jüngling, ohne sich weiter um ihn zu bekümmern, ganz vernachleßigten, Euer Wohlgeb. ergebenster J. A. Christ".

Verso datierter Empfängervermerk. Kl. Randausriss von Siegelöffnung; wohlerhalten. Christ, der 1765 in Salzburg debütierte, spielte später in Berlin neben Döbbelin, dann in Hamburg, Dresden, St. Petersburg, Riga und Mainz vorwiegend Liebhaberrollen und junge Helden. 1815 feierte er in Leipzig sein 50. Bühnenjubiläum. Iffland pflegte ihn seinen Lehrer zu nennen.

Art.-Nr.: BN#38583 Schlagwort: