Grobecker, Anna, Sängerin (1829-1908). Eigenh. Brief mit U.

[Althofen], 5. IX. 1878.

4 SS. auf gefalt. Doppelblatt. 8vo.

 120,00

An einen Herrn Obrist: "Durch Herrn von Dustenberg wurde mir die angenehme Nachricht daß ich mit meinem Neffen Rudolf zwischen dem 13 u. 15 Sept. mich in St. Pölten einfinden darf, ich werde also um ja nichts zu versäumen schon am 12ten Mittags dort eintreffen.

Ich hatte früher die Idee über Wien zu reisen doch diese habe ich aufgegeben aus Furch den Knaben dort zu sehr zu zerstreuen, denn ich gestehe Ihnen ehrlich daß ich plötzlich eine große Angst vor dem Examen bekommen habe. Rudi ist die Perle in der Schule u. der Stolz seines Lehrers.

Letzterer war ja doch so unvorsichtig seinen Fleiß einmal damit zu belohnen daß er ihm die Grundregeln der Stenographie erklärte u. ihm ein solches Lehrbuch borgte. Seit dieser Zeit hatte der Knabe keine anderen Gedanken als stenografiren zu können, was er nun auch wirklich erreicht hat, aber diese Leidenschaft absorbirt ihn oft so, daß man ihn wie aus einem Traume wecken muß um seinen Ideen eine andere Richtung zu geben […] Mit einem Wort ich habe Todesangst vor seiner Zerstreutheit die bei all seinen Talenten u. schönen Kenntnissen ihm beim Examen einen Streich spielen könnte […]".

Als Tochter eines Sängerehepaares trat Grobecker schon in ihrer Kindheit am Hoftheater Braunschweig auf, gab mit siebzehn Jahren ihr eigentliches Debüt in Magdeburg und wurde zwei Jahre später in Leipzig engagiert. Seit 1850 in Berlin, seit 1856 in Wien, feierte sie als Soubrette große Erfolge vor allem in Operetten von Jacques Offenbach.

Art.-Nr.: BN#38713 Schlagwort: