Cotta, Johann Georg Frh. von, Buchhändler und Politiker (1796-1863). Brief mit eigenh. U.

Stuttgart, 3. VI. 1858.

2 SS. auf Doppelblatt. Gr.-4to. Mit eh. Adresse (Faltbrief).

 400,00

An den württembergischen Konsul in Rom, Karl von Kolb (1800-68): "Seit vier Wochen lag ich an der Grippe schwer erkrankt zu Bett und so blieb auch die Beantwortung Ihres liebenswürdigen Briefes vom 16. v. Mts. seither unerfüllt. Ich ergreife jedoch im ersten Augenblick in welchem mir der Arzt erlaubt wieder aufzustehen die Feder um Ihnen für den liebenswürdigen Beweis Ihres Wohlwollens, für die allerliebste Münze meinen innigen Dank auszusprechen. Wollten Sie mich in Kenntniß sezen was der Ankauf derselben gekostet hat, so werde ich mich beeilen den Betrag der königl. Hofbanque zu ersezen. Noch größer ist aber mein Dank für das Wohlwollen und die Freundschaft, welche Sie meinem Sohn haben beweisen wollen. Er wie ich bleiben dafür Ihre dankverpflichteten Schuldner! Möchten Sie mir nur recht bald Gelegenheit geben Jemanden Ihrer Empfehlung angenehm seyn zu können. Es hat mich unendlich gefreut von meinem Sohn zu hören, daß Sie sich immer wohl befinden […]". Auf blauem Briefpapier. Kleine Faltungseinrisse.

Johann Georg Cotta war Sohn des Verlegers Johann Friedrich Cotta v. Cottendorf. "Von schwacher Gesundheit, vermochte [er] sein [...] Studium der philosophischen, ästhetischen und politischen Wissenschaften nicht abzuschließen. Eine Reise nach Rom 1817/18 brachte Besserung, doch erst 1819 war er zu regelmäßiger Berufsausübung hergestellt und widmete sich zunächst der diplomatischen Laufbahn [...] 1821 schied er als Legationsrat aus dem diplomatischen Dienst aus, um 'nicht durch freie Wahl, sondern durch den Willen seines Vaters' sich dem Verlag zu widmen" (NDB III, 379). 1832 übernahm er zusammen mit Hermann von Reischach die Geschäfte des stark verschuldeten Familienunternehmens, sanierte es und führte es krisenlos durch die nächsten 30 Jahre, gliederte ihm auch den renommierten Verlag Göschen in Leipzig und die Vogelsche Bibelanstalt in Landshut an. Daneben die überparteiliche 'Allgemeine Zeitung' leitend und die 'Deutsche Vierteljahrsschrift' (1838-70) gründend, gewann er großen publizistischen Einfluß auf das politische Leben seiner Zeit. Cotta, der zu den "bedeutendsten Verlegerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts" zählt (DBE), veröffentlichte u. a. die Werke namhafter Forscher wie Alexander von Humboldt und Leopold von Ranke sowie Dichter wie Nikolaus Lenau, Eduard Mörike, Ferdinand Freiligrath, Friedrich Hebbel und Annette von Droste-Hülshoff. Heinrich Heine schrieb für ihn als Pariser Korrespondent der "Allgemeinen Zeitung".

Art.-Nr.: BN#38982 Schlagwort: