Lübke, Wilhelm, Kunsthistoriker (1826-1893). Eigenh. Brief mit U.

Freiburg, 14. VIII. 1872.

4 SS. auf Doppelblatt. 8vo. Beiliegend Portraitlithographie. 4to.

 150,00

An einen Freund mit einem Reisebericht von einer Forschungsreise zur deutschen Renaissance, die Lübke mit seiner Frau unternahm: von Wilhemshöhe über Liebenstein, Schmalkalden, Gotha, Erfurt, Weimar, hier trennten sich die Wege: "[...] meine Frau fuhr direkt nach Berlin, ich aber trat nun die eigentliche Wanderung an, davon wechselnde Schichsale ich gleich in den ersten Tagen durchkostete: in Zeitz, einem erbärmlichen Neste 5 Stunden Aufenthalt ohne irgend eine Ausbeute; in Altenburg ingegen eines der Schönsten Rathhäuser der Renaissance. Zwickau bot in seiner züchtigen Martinkirche nur dem großartigen Altarwerke Wohlgenüsses Anregendes genug, wenn es auch für meinen speciellen Zwecke wenig ergiebig war. Gestern Abend 9 Uhr kam ich hier an und fand nach einigem Umherrirren in den Gasthöfen endlich ein Dachkämmerchen im Rothen Hischen; | 'Je im Rothen Hirschen | Auf Renaissance er thut pirschen.' | (der Reim ist für Frln Ida vorzugsweise bestimmt.) Früh habe ich in hartnäckigem mehrstündigen Dauerlaufe die Stadt bereits auf Ren. protokollarisch vernommmen; nun will ich, nun auszuruhen, mit den Freunden daheim mich etwas in Fühlung setzen. Ich hatte mir fest vorgenommen, auch meiner verehrten Lehrerin, die freilich wohl schon am Rheine weilst, einmal von der Reise aus ein Lebenszeichen zu senden, allein ich sehe wohl, daß ich zu meinem speciellen Briefe nicht komme, weil meine Kopf- u. Augenkräfte doch recht angegriffen sind u. der Schonung bedürfen [...]". Am darauffolgenden Tag möchte Lübke über Görlitz und Liegnitz nach Breslau weiterfahren und merkt dazu an: "Die Eisenbahn ist bei Tage wieder entsetzlich bei der Sonnengluth".

Lübkes Werk "Geschichte der deutschen Renaissance" (Ebner & Seubert) erschien 1872.

Beiliegende Portraitlithographie von Johann Leonard Raab mit der lith. U. Lübkes.

Art.-Nr.: BN#40921 Schlagwort: