Lienbacher, Georg, Jurist und Politiker (1822-1896). Eigenh. Brief mit U.

Georgenberg bei Kuchl, 28. VIII. 1888.

11 SS. auf 3 gefalt. Doppelblättern.

 150,00

Sagt einem nicht namentlich genannten Adressaten seine Teilnahme am Katholikentag in Georgswalde ab, da sein Fernbleiben vom Landtag einen Nutzen für seine politischen Gegner brächte, und kritisiert die Adelsherrschaft: "[...] Ob ich in der Lage sein werde, zum [...] Katholikentag nach Georgswalde zu kommen. Leider ist letzterer so spät [...] u. der Landtag so früh [...] angeordnet u. brauche ich, der ich Nachts nicht fahren darf, so viel Zeit zur Rückreise, daß es mir unmöglich ist zum Kath. Tage [...] zu reisen, denn ich darf keinen Tag vom Landtage fern bleiben, wenn ich nicht meinen Gegnern unter den s.g. Conservativen od. Klerikalen die denselben erwünschte Gelegenheit bieten will, für sich Majorität zu machen u. mir u. meinen engeren Genoßen, die wir im Landtage das Zünglein an der [...] Wage [sic] bilden, zu schaden [...] Auch ich glaubte leider nur zu lange in meinem Leben an das Schütz- u. Schrimbestreben des Adels für die höchsten Ziele. Leider muß ich gestehen, daß ich mich immer getäuscht sah u. nun wundere ich mich völlig über meine Naivität, daß ich so lange an die Selbstlosigkeit im ritterlichen Kampfe für das Volk von Seite Jener glauben konnte, die nur durch auf Kosten des Volkes erworbener Privilegien etwas bedeuten können [...]".

Ab 1870 im Salzburger Landtag aktiv, vertrat Lienbacher die Märkte Golling an der Salzach, Abtenau und Kuchl und erreichte 1882 eine Herabsetzung der Zensusgrenze für die Wahlbeteiligung von 10 auf 5 Gulden. Im Jahr 1890 gelang es ihm, die Deutschkonservative Mittelpartei als drittes Lager zwischen Konservativen und Liberalen zu etablieren. Neben seiner Tätigkeit im Landtag engagierte sich Lienbacher auch im Agrarverein, im Universitätsverein und in der Landwirtschaftsgesellschaft.

Art.-Nr.: BN#41157 Schlagwort: