Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel, Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel (1713-1780). Brief mit eigenh. U.

Wolfenbüttel, 4. XII. 1740.

2 SS. auf Doppelblatt. Folio.

 1.500,00

An den (namentlich nicht genannten) Feldmarschall Burkhard Christoph von Münnich (1683-1767) mit Dank für dessen Verdienste um Russland und das Haus Braunschweig-Wolfenbüttel: "Ew. Excellenz haben dem Russischen Reiche durch dero tapfere Thaten bereits so viele große und ersprießliche Dienste erwiesen, daß solches in denen Jahr-Büchern denen spätesten Nachkommen zum unverwelklichen Ruhm wird angepriesen werden müssen; es hätte aber dieselbe die schon so hoch gebrachte Ehre auf keinen grösseren Gipfel bringen können, als durch die ruhmwürdige, kluge, standhafte und großmütige Aufführung, welche Eure Excellenz nach dem Ableben der letztverstorbenen Russischen Maj.t dadurch bezeiget, daß Sie der ungerechten Regierung eines herschsüchtigen Mannes ein Ende gemacht, und solche auf Ihro Kaiserl.e Hoheit, die Groß-Fürstin Anna, vermählte Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg etc. nach der Ordnung Göttlicher und natürlicher Rechte bringen, mithin alle rechtschaffene Russische Patrioten und das ganze Reich von dem Joch, worunter dasselbe geseufzet, befreyen helfen [...]".

Der "herrschsüchtige Mann" bezeichnet Ernst Johann von Biron, einen Günstling der etwas mehr als einen Monat zuvor verstorbenen Kaiserin Anna, der zu den mächtigsten Männern im Reich zählte und von ihr als Vormund des designierten Thronfolgers Iwan VI., einem zum Zeitpunkt ihres Todes zwei Monate altem Säugling, eingesetzt worden war. "Mit dem Tod der Zarin Anna spaltete sich die einflussreiche Partei der Deutschen und Ausländer. Minister Ostermann ging auf Distanz zu Biron und Generalfeldmarschall Burkhard Christoph von Münnich wurde sein Feind. Mit Hilfe des Preobraschensker Leib-Garderegiment verhaftete ihn Münnich am 20. November 1740 im Namen der Mutter Iwans, Prinzessin Anna von Mecklenburg. Auch seine Familie wurde gefangen genommen. In Schlüsselburg wurde er vor ein außerordentliches Gericht gestellt, an dessen Spitze Münnich selbst stand. Er wurde wegen Hochverrat, Majestätsbeleidigung und Unterschlagung verurteilt. Er verlor alle Ämter und Würden, sein Vermögen wurde konfisziert und die ganze Familie lebenslang nach Pelym in Sibirien verbannt" (Wikipedia). Der Säugling selbst gehört zu den tragischsten Figuren auf dem Zarenthron: Im November des folgenden Jahres wurde er vom Thron gestürzt und von seinen Eltern lebenslang getrennt in Gefangenschaft gehalten. 1764 wurde er nach 23-jähriger Haft in Schlüsselburg bei Sankt Petersburg ermordet. Iwan VI. ist der einzige russische Kaiser, dessen Begräbnisort bis heute unbekannt ist.

Auf Briefpapier mit schwarzem Trauerrand und einigen kleinen Randeinrissen.

Art.-Nr.: BN#43001 Schlagwort: