Joseph Karl Ludwig von Österreich, Erzherzog, General, Schriftsteller (1833-1905). Eigenh. Brief mit U.

Alcsút, 11. VIII. 1893.

4 SS. 8vo.

 450,00

Nicht vorrätig

An einen namentlich nicht genannten Professor: "Verzeihen Sie mir meine sehr späte Antwort auf Ihr freundliches Schreiben vom 8. Juni und empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für das sehr interessante Werk aus Guayana. Leider bin ich zu alt um so weitgehende Reisen zu unternehmen obwohl die Lust da wäre. Seit Ende Mai hielt ich im ganzen Bereiche meiner Wirksamkeit die Inspectionsreisen nach deren Vollendung ich meine Tochter in Regensburg und die Braut meines Sohnes in München besuchte und unter Weges Wörishofen berührte um den alten Pfarrer Kneipp zu besuchen, der mich so mancher Leiden enthob. Aus dem anliegenden ½ Hefte der 'Ethnologischen Mittheilungen' [...] welche Zeitschrift ich übernehme da sie dem Hungertode nahe war, werden Sie einiges über meine Zigeuner sehen. Es war allerdings nicht möglich in einem Jahre diese Wilden zu bändigen, und längere Concession bekam ich nur auf 5 Familien die jetzt ganz in meinem Dienst stehen. Die andern wandern nun wieder aber besuchen mich häufiger als je, da sie nicht entsagen wollen mich als ihr Oberhaupt anzuerkennen. Jedenfalls sind sie in ihrem Benehmen jetzt nicht so stürmisch als früher. So oft sie kommen finden sie Unterkunft bei mir und bekommen stets so wie früher Kleider und Lebensmittel, Geld möglich wenig […]. Dr. Hirsch's Versuch scheiterte! Ich bin zwar nicht Antisemit, aber die Zigeuner habe ich doch lieber als die Juden [...]. Seit ich Kneipps Anfänger bin fühlte ich keinen Ischias mehr und meine Lunge ist in besserem Zustand als seit 20 Jahren [...]".

Auf Briefpapier mit gepr. Wappeninitialen.

Art.-Nr.: BN#43030 Schlagwörter: , ,