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Anfrage

"Was hätte mich auch dazu veranlaßen sollen dieses Mädchens Todt zu wünschen"

Sailer, Anton, Volkssänger, Mimiker, Schnellzeichner und Mörder (geb. 1851). Eigenh. Brief mit U.

Stein (Krems), 19. VIII. 1888.

4 SS. auf Doppelblatt. 8vo. Mit eh. adr. Kuvert.

An seinen Freund und Kollegen, den Sänger Josef Pankraz Kock in Wien, über sein Verbrechen, wegen dessen er in der Justizanstalt Stein inhaftiert ist, und mit der Bitte, ihm Mal- und Zeichenuntensilien zukommen zu lassen: "Sie kennen mich soweit um beurtheilen zu können daß das schreckliche welches geschehen nie in meiner Absicht lag was hätte mich auch dazu veranlaßen sollen dieses Mädchens Todt zu wünschen, bin ich nicht mitten in meiner Glanzperiode u. in einem Alter wo mir noch alles zu Gebothe stand in dieses nie geahnte furchtbare Unglück hineingerathen u. was für ein Vortheil hätte mir den[n] daraus erwachsen sollen? Sie hatt ein frevelndes Spiel mit mir getrieben und als ich das erkannt u. mir genügsame Aufklärung darüber von ihr selbst, sowie von anderen Personen verschafft wurde, dazu der Verdruß mit ihr am verhängnißvollen Abend, kam mir der unglückliche Gedanke sie als Vergeltung dafür zu erschrecken u. eine leichte Verletzung beizubringen, damit sie nicht ganz ungestraft von mir scheiden solle, leider fiel die Sache so unglücksvoll für beide Theile aus, und wer hatt die Schuld das wir beide so hart aneinander gerathen sind? Niemand anderer als das Fräulein Grün, welche den Verdruß zwischen uns Beide gestiftet u. heraufbeschworen hatt [...] Lieber Herr Kock inbetreff Ihres freundlichen Antrages, mir eine Geldunterstützung zu einer Verbesserung meiner Personsverhältniße hier in Stein zuwenden zu wollen, muß ich da ich auf diese Art keinen Gebrauch machen kann, herzlich danken, bitte Sie aber mir auf eine andere Art zu einer Erleichterung meines Looses u. zwar wie Sie selbst sagten durch Freunde u. Collegen durch eine Colekte einen Betrag zu beschaffen mit welchem Sie mir da ich an Sonntagen die Bewilligung zum Zeichnen u. Malen habe, mir einen guten Reiszeug, ein Block Zeichenpapier mehrere Pinsel u. gute Farben für Aquarellmalerei, blaues Copierpapier, 1 Flacon tiefschwarze Zeichnungstinte, 1 Stange Tusch sowie dazugehörige kleine Nebenrequisiten senden wollten [...]".

Aus verschmähter Liebe hatte der gebürtige Grazer Anton Sailer in der Nacht vom 2. auf den 3. Jänner 1887 vor dem Gasthaus Horak am Wiener Neubaugürtel die 17-jährige Volkssängerin Hermine Loisel-Guschelbauer erstochen. Wegen Mordes wurde er zu zehn Jahren schweren Kerkers und Landesverweisung verurteilt.

Auf Briefpapier der Männerstrafanstalt Stein. Mit kleinen Einrissen entlang der Faltungen.