Telesio, Antonio. Libellus de coloribus. Ubi multa leguntur praeter aliorum opinionem.

(Venedig, Bernardino Vitali, Juni 1528).

15 unn. Bll. (ohne das letzte w. Bl.). Mit einigen Holzschnittinitialen, dabei eine Pelikan-Initiale. Hübscher roter Lederband des 19. Jhs. mit goldgepr. Deckeltitel und -bordüre. Kl.-4to.

 9.500,00

Seltene erste Ausgabe des umfangreichsten italienischen Traktats zur Farbenlehre aus dem 16. Jh. Das in 13 Kapitel abgeteilte Werk führt 115 verschiedene Farbennamen auf. "Questo raro e singolare opusculo indica sul suo principio Toggetto con cui tu scritto, ed e forse l'opera più erudita che abbiasi, presa sotto l'aspetto seguente" (Cicognara). Cicognara beschreibt eine 14 Blatt umfassende Ausgabe ohne Ort und Drucker; vermutlich handelte es sich um ein unvollständiges Exemplar der vorliegenden Ausgabe, denn die Schrift über die Farben endet mit Blatt 13, es folgen zwei Blätter mit Gedichten.

Telesio (1482-1533) stammte aus Cosenza in Kalabrien; er unterrichtete seit 1521 in Rom. Vor dem "Sacco di Roma" konnte er nach Venedig fliehen, wo er den Lehrstuhl für Latein am Consiglio dei Dieci bekam. Damals entstand seine Schrift über die Farben - der älteste gedruckte Traktat dieser Art überhaupt, der im 16. Jh. in vielen Nachdrucken erschien. Goethe zitiert den gesamten Text in seiner Farbenlehre auf Lateinisch (Weimarana IV. Abt. S. 174-193) nach einer Basler Ausgabe von 1545, die er aus der Weimarer Bibliothek entlieh; dies ist das längste Zitat überhaupt in irgendeinem Werk Goethes. In seinem Kommentar schreibt Goethe: "Als uns in der Epoche der erneuten Wissenschaften vorstehendes kleines Buch freundlich begegnete, war es uns eine angenehme Erscheinung, um so mehr als als es sich jenem des Aristoteles an die Seite und in gewissem Sinne entgegen stellte. Wir gedachten, es zu übersetzen, fanden aber bald, daß man in einer Sprache nicht die Etymologie der andern behandeln könne, und so entschlossen wir uns, es in der Urschrift wieder abzudrucken [...] Thylesius [...] gehört unter diejenigen, welche man in der Literargeschichte als Philologen, Redner und Poeten zugleich gerühmt findet. Ein gründliches und doch liberales Studium der Alten regte in solchen Männern die eigene Productivität auf, und wenn sie auch nicht zu Poeten geboren waren, so schärfte sich doch am Althertum ihr Blick für die Natur und für die Darstellung derselben" (S. 194f.).

Telesios Neffe Bernardino, der seinem Onkel von Cosenza nach Rom und Venedig gefolgt war, publizierte seinerseits 1570 einen Traktat über die Farben.

Unschöne Feuchtigkeitsränder in den ersten 5 Blättern. Rücken etwas ausgebleicht bzw. berieben.

Literatur

Edit 16, CNCE 37986. Cicognara 216. Nur spätere Ausgg. bei Adams und im BM-STC Italian.

Art.-Nr.: BN#44416 Schlagwörter: ,