Unbekanntes Beethoven-Skizzenblatt

Beethoven, Ludwig van, Komponist (1770-1827). Eigenh. Skizzenblatt zu op. 117, "König Stephan" ("Ungarns erster Wohltäter").

[Teplitz, 1811].

2 SS. in Tinte und Bleistift auf 16-zeiligem Notenpapier (322 x 234 mm), zweifach gefaltet. Drei Lochungen im linken Rand (Spuren ehemaliger Heftung). Dabei: Zwei eigenh. Briefe mit U. von Friedrich Wilhelm Künzel in Leipzig an Fred M. Steele in Chicago, 16. VII. 1886, bezüglich Akquisition und Echtheit des vorliegenden Skizzenblatts.

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Ein beidseitig dicht beschriebenes musikalisches Skizzenblatt zu op. 117, "König Stephan" (auch "Ungarns erster Wohltäter"): auf der Vorderseite, nebst anderen Motiven, die eröffnende Cello- und Fagottmelodie vom Anfang des ersten Satzes (Chor "Ruhend von seinen Thaten", Andante maestoso e con moto, C-dur); verso Material vom Schluss des Satzes, durchwegs mit unsystematisch eingestreuten Notenpassagen in Tinte und Bleistift, zumeist in Einzelsystemen, manche mit unterlegtem Text, mit zahlreichen eigenhändigen Korrekturen und Überschreibungen des Bleistifts mit der Feder.

Das gegenwärtige, der Musikforschung anscheinend bislang unbekannte Skizzenblatt gehörte ursprünglich einem Skizzenbuch an, das Beethoven 1811 während der Niederschrift seiner Bühnenmusik "König Stephan" verwendete. Beethoven stellte das Buch selbst aus verschiedenen ihm gerade zur Verfügung stehenden Bögen zusammen und benutzte es während seines Teplitzer Kuraufenthalts von Ende 1810 bis Mitte 1811. Er vollendete "König Stephan" zwischen 20. August und Mitte September 1811. Die Skizzen entstammen sämtlich dem ersten Chor (nach der Ouvertüre). Das Festspiel zu Ehren Stephans, der das Königreich Ungarn im Jahre 1000 gründete, wurde gemeinsam mit den "Ruinen von Athen" (op. 113) zur Eröffnung des neuen Theaters in Pest in Auftrag gegeben, am 9. Februar 1812 uraufgeführt und als op. 117 veröffentlicht. Bauherr des neuen Hauses war Kaiser Franz I. von Österreich, der so die Treue Ungarns zur österreichischen Monarchie ehren wollte, und Beethoven wurde ausgewählt, die Musik zur Einweihung zu komponieren, während August von Kotzebue den Text beisteuerte.

Im Beethoven-Haus in Bonn finden sich noch vier weitere Blätter aus diesem Skizzenbuch (online im Digitalen Archiv einsehbar: vgl. die Stücke HCB Bsk 2/50, 3/51, 4/52 sowie Mh 81), welche durchwegs drei übereinstimmende Heftlöcher im linken Rand aufweisen.

Provenienz: Friedrich Wilhelm Künzel, Leipzig (bis 1886); hernach in der Sammlung Fred M. Steele, Chicago, 1886 vom Vorigen erworben. 1918 bei der Versteigerung des Nachlasses Steele verkauft ("Collection of Important Autographs in the estate of Mrs. Ella P. Steele, widow of Mr. Fred M. Steele", Philadelphia, 1918); erworben von den Erben nach dem damaligen Käufer (zuletzt: Greenwich, CT).

Literatur

Die Blätter, denen die vorliegende Skizze entstammt, werden detailliert behandelt bei Douglas Johnson, Alan Tyson & Robert Winter, "The Beethoven Sketchbooks", S. 201-206.

Art.-Nr.: BN#45287 Schlagwörter: ,