"Ey das ist vortreflich!"

Mendelssohn, Moses, Philosoph (1729-1786). Eigenh. Brief mit U. ("Moses").

[Berlin, Mai/Juni 1757].

1 S. Folio.

 15.000,00

Heiterer Brief an den jungen Buchhändler und Schriftsteller Friedrich Nicolai (1733-1811), mit Mendelssohn Herausgeber der Zeitschrift "Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste", dessen erster Halbjahresband im April 1757 erschienen war. Mendelssohn berichtet von einem Besuch bei Johann Georg Sulzer (1720-79), der mit dem Werk bekanntgemacht und wohl auch für Beiträge gewonnen werden sollte. "Mon Ami / Ich bin bey Hn. P[rofessor] S[ulzer] gewesen. Dieses Compliment scheint ihm überaus angenehm gewesen zu seyn. Er fragte, ob die Hrn. Mitglieder unbekant bleiben wollten. Ich sagte: sie wünschen es noch einige Zeit bleiben zu können - Er 'Kan ich dieser Gesellschaft worin nützlich seyn? und welche Gelegenheit wollen Sie mir geben, diese besondere Höflichkeit zu verschulden?' - Ich - Sie wünschen nichts als Ew. etc. Compl[i]mente.

Er - nahm die Bibliothek besah den Titel - Ey das ist vortreflich! Daß sich dise Herrn in einem eintzigen Felde einschränken, und ô [nicht] wie bisher von den Journalisten geschehen, von allen etwas auskrahmen wollen. Sind auch eigene Abhandlungen darin? - ja, und zwahr vom Trauerspiel - Er - 'daran fehlt es noch ziemlich im deutschen.' Ich finde aber nichts von den freuen [freien] Künsten darin - ich - Sie belieben die vermischten Nachrichten nachzuschlagen, allwo Sie auch Ihren Plan zum Dictionaire des Beaux arts ziemlich weitläufig recensirt finden werden - Er - mit großen Erwartungsvollen Augen - wo? wo? - ja hier, ich werde mir Zeit nehmen es durch zu lesen. Machen Sie indeßen diesen Herren etc Complimente - 'Warum aber kommen Sie nicht, und erzehlen dieses mündlich?' - Ich weis nicht, mein Herr!..." Linker Rand mit länglichem Ausschnitt (ohne Textberührung) und Heftspuren.

Im ersten Band der "Bibliothek" war u. a. Nicolais wegweisende "Abhandlung vom Trauerspiele" erschienen. Sulzer lehrte als Professor für Mathematik am Joachimsthalschen Gymnasium; seit 1750 war er Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Erst 1760 erschien Sulzers erster (und einziger) Beitrag zur "Bibliothek". Sein Hauptwerk "Allgemeine Theorie der schönen Künste" erschien 1771-74 in Leipzig; es wurde von Goethe und Wieland ablehnend beurteilt.

Literatur

Gesammelte Schriften, Bd. 11, Nr. 49b (mit kleinen Abweichungen und einer Auslassung).

Art.-Nr.: BN#45412 Schlagwörter: , ,