Hummel, Johann Nepomuk, Komponist (1778-1837). 9 eigenh. Briefe mit U.

London, Stuttgart und Weimar, 1831.

Zusammen 17 SS. auf 16 Bll. 4to. Meist mit eh. Adresse (Faltbriefe).

 14.000,00

Inhaltsreiche Korrespondenz mit seinem ihm freundschaftlich verbundenen Verleger Tobias Haslinger über Verlags- und Vertragsangelegenheiten sowie über finanzielle Fragen im Familienkreis (1), Reisepläne (2), die zur Zeit wütende Cholera (3), ein Beethoven-Arrangement (4) und seinen Aufenthalt in London (5).

1) "Ich habe Ihren letzten Brief (aber mit Schre[c]ken) erhalten; denn ich sah daraus, daß Sie meiner Schwiegermutter [...] 100 fl. C. M. gegeben haben. Lieber Freund, Sie wissen nicht wie sehr ich von der Famillie [sic] gemißbraucht werde, und was ich bereits seit vorigem Jahr für Rechnungen bei Beer und andern zahlte; das Ding kann nicht länger so fort gehen denn es wäre nur unmöglich so leichtsinnige Wirthschaft zu unterhalten und meine eigene Famillie [sic] darum zu bestehlen. Meine Schwiegermutter ist alt und schwach; diese leichtsinnigen Menschen wissen ihre Schwäche zu benutzen, und mißbrauchen dadurch meine Güte aufs Höchste [...]" (16. II.).

2) "[...] ich und mein Eduard gehen den 20tn. d. weg, über Frankfurth wo ich mich nicht aufhalte, villeicht [!] ein paar Tage in Man[n]heim, 8 Tage in Stuttgardt, ein paar Tage vielleicht in Carlsruhe, einige Tage in Straßburg, 8 Tage in Paris; und so gedenke ich circa 20t. April in London zu seyn [...]" (11. III.).

3) "[...] Es freut uns zu hören, daß Ihre liebe Frau und viele Ihrer Freunde die Madame Cholera glücklich überstanden haben; überhaupt scheint es, daß die Wiener Ärzte in ihrer Praktik mehr taugen als die Berliner gelehrten Ärzte, die sich heute noch herumzanken ob sie anste[c]kend sey oder nicht? [...]" (2. XI.).

4) "[...] Die Cholera will nichts von uns wissen, dagegen tormentirt mich wie gewöhnlich der böse Novemb. u. Dec.

ich hatte einen Schnupfhusten wie ich in meinem ganzen Leben noch keinen hatte, und nun leide ich an Brustschmerzen von der heftigen Anstrengung [...] Was das Arrangiren der Beethovenschen Sinfonie zu 4 Händen anbelangt scheint mir weniger zweckmäßig, da sie od. wenigstens die Meisten meines Wissens schon von Czerny u. and. à 4 m. arrangirt sind, und ich die brauchbarsten davon schon selbst auf die Art wie die Haydn u. Mozartischen für Schultz arrangirt habe [...]" (4. XII.).

5) "[...] Die Geschäfte gehen dieß Jahr weniger als voriges Jahr in London; die Auflösung des Parlaments hat die ganze Season verdorben. Auch Paganini, der einen großen Schlag zu machen beabsichtig[t]e, hatte doppelte Preise angesetzt und wurde dermaßen in allen hiesigen Zeitungen dieserwegen heruntergerissen, daß er (um nicht den höchsten Skandal zu erleben) auf die einfachen Preise zurückgehen mußte bevor er auftratt [!]; er wird zwar noch immer keine schlechten Geschäfte machen, doch nur halb so gut als er sich's erwartet hat. Daß er große Sensation machen würde und mußte war natürlich; doch zweifle ich sehr daß er es über 6 Konzerte bringen wird und davon dürften die Letztern schon ziemlich schwach ausfallen, denn man ist Hier [sic] im Ganzen viel zu unmusikalisch, und die Zahl der Liebhaber ist zu klein [...]" (6. VI.).

Unveröffentlicht.

Art.-Nr.: BN#46078 Schlagwort: