Die Erfindung der "musica poetica" mit den Marginalien eines deutschen Humanisten

Listenius, Nicolaus. Musica [...], ab authore denuo recognita, multisq[ue] novis regulis & exemplis adaucta.

Nürnberg, Johann Petreius, 1541.

(86) SS., l. w. Bl. Mit Wappenholzschnitt am Titel (rot und blau ankoloriert) und zahlreichen Noten im Text. Pergamentband der Zeit. 8vo.

Auf Anfrage

Eines der wichtigsten musikalischen Lehrbücher des 16. Jahrhunderts mit einer Fülle an zukunftsweisenden Theorien und praktischen Exempeln, in dieser Form erstmals 1537 erschienen. Hier findet sich auch erstmals das konsequent ausgeführte Beispiel eines Kanons ("fuga") nebst Hinweisen auf Kompositionen von Josquin und Walther.

"Listenius folgt in seinem Lehrbuch Rhaw und Agricola, stößt jedoch unter dem Einfluß der neuen Pädagogik des Kreises um Melanchthon zu einer Methodik vor, die seine 'Musica' mit über vierzig Auflagen in den Lateinschulen Mitteldeutschlands, Pommerns, Württembergs und Österreichs zu einer Verbreitung verhalf, die nur Fabers weniger anspruchsvolles 'Compendiolum' übertraf" (K. W. Niemöller, MGG).

Am Titel eigenh. Besitzvermerk des Humanisten Johannes Thenn ("Joannes Thenn S."; eine Verwandtschaft mit dem Franken Johann Thenn, der ab 1500 als Salzburger Münzmeister wirkte, konnte nicht nachgewiesen werden); zahlreiche lateinische Marginalien in roter und brauner Tinte von derselben Hand. Aus der Bibliothek des französischen Musikwissenschaftlers Henry Prunières (1861-1942), der 1920 die "Revue Musicale" begründete, mit seinem radierten Exlibris am vorderen Innendeckel.

Literatur

VD 16, L 2026. Eitner VI, 190. RISM (Écrits impr.) 507. Vgl. Hirsch I, 322 (Ausg. 1549). Wolffheim I, 777 (Ausg. 1550). In Adams und BM-STC German ebenfalls nur spätere Ausgaben.

Art.-Nr.: BN#47539